Covid-19 ist wie ein Tropfen auf den heißen Stein
Obwohl das Corona-Virus in diesem Jahr zu einem historischen Rückgang im Verbrauch fossiler Brennstoffe führt, macht dies bei der Erreichung der Klimaziele vorerst wenig Unterschied.
Erstens sind die Lockdown-Zeiträume, die sich am stärksten auf die Nutzung auswirken, nur vorübergehend. Es wird erwartet, dass die Weltwirtschaft bis 2040 um bis zu zwei Drittel wachsen wird. Zweitens, obwohl sich die Präferenzen durch das Corona-Virus innerhalb der Teilsektoren erheblich verändern können, sind die Auswirkungen auf den Gesamtsektor begrenzter. So wird das Corona-Virus wahrscheinlich einen nachhaltigen Einfluss auf den Geschäftsflugverkehr haben, aber touristische Flugreisen können wiederaufgenommen werden, sobald ein wirksamer Impfstoff zur Verfügung steht.
Abschließend hat das Virus noch nicht zu einer Beschleunigung der Klimapolitik geführt. Obwohl einige Länder Schritte zum Wiederaufbau einer nachhaltigeren Wirtschaft unternehmen, ist dies noch kein globaler Trend.
Auf globaler Ebene ist es wahrscheinlicher, dass das Corona-Virus im Moment eher zu einem Aufschub notwendiger Investitionen führen wird, da viele Unternehmen um ihr Überleben kämpfen. Insgesamt betrachtet ist der Abfall in der Nutzung fossiler Brennstoffe durch Corona wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Die wirkliche Wende muss nach wie vor durch Technologie und Politik kommen.
Technologie braucht tragfähige Business Cases...
Mit der richtigen Politik kann die Technologie den Verbrauch fossiler Brennstoffe derart verringern, dass die globale Erwärmung auf maximal 2 Grad begrenzt wird. Elektroautos und die Nutzung erneuerbarer Energien im Energiesektor haben die größten Auswirkungen, aber jeder Sektor muss seinen Beitrag leisten und jede Technik wird benötigt.
Die Energiewende erfordert daher immense Investitionen, hauptsächlich von Unternehmen und in geringerem Maße von Regierungen. Diese Unternehmensinvestitionen in nachhaltige Technologie erfolgen nur dann, wenn der Business Case finanziell tragfähig ist.
... aber es ist ungewiss, ob die Politik genügend tut.
Wenn wir die Ziele des Pariser Klimaabkommens ernst nehmen, müssen wir davon ausgehen, dass die politischen Entscheidungsträger in aller Welt bereit sind, innerhalb weniger Jahre einen drastischen Kurswechsel vorzunehmen. Oder wir gelangen zu einer Welt mit viel Politik, in der fossile Brennstoffe unattraktiv und grüne Technologien finanziell attraktiver sind. Bei dieser Option ist die Energiewende weltweit in vollem Gange, und der Klimawandel bleibt begrenzt. Oder wir gelangen zu einer Welt mit wenig Politik, in der viele der notwendigen Technologien kommerziell nicht existenzfähig sind. In dieser Welt verstärkt sich der Klimawandel, wozu auch das Überschreiten irreversibler Umkehrpunkte beiträgt.
CO2-Bepreisung bietet Unternehmen und Investoren Orientierung
Unternehmer und Investoren tappen aufgrund dieser Unsicherheit im Dunkeln: Sollten sie in Strategien investieren, um die globale Erwärmung abzumildern, oder sollten sie in Anpassungsstrategien investieren, um ihre Geschäftstätigkeit vor Klimarisiken zu schützen? Wenn die Chancen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, sinken, ist es rational, in Maßnahmen zur Bewältigung der zunehmenden Klimarisiken zu investieren.
Eine Verlagerung des Schwerpunkts von der Eindämmung hin zur Anpassung könnte die Energiewende gefährden. Dies wird zu einer „sich selbst erfüllenden Prophezeiung“, wenn Unternehmen zögern oder nur „No-Regret-Investitionen“ tätigen.
Eine stärkere und koordinierte Klimapolitik, insbesondere im Bereich der CO2-Bepreisung, geben eine Richtung vor und sichern schlüssige Business Cases. Dies ist eine Voraussetzung für die notwendigen Unternehmensinvestitionen. Erneuertes Vertrauen in Regierungen, Führungsstärke und mehr Koordination auf globaler Ebene sind notwendig, um die Energiewende umzusetzen. Zunehmende Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen und der Verlust der Artenvielfalt scheinen hierbei entscheidender zu sein als es die Covid-19-Pandemie im Moment ist.
An diesem Beitrag haben mitgewirkt:
- Produktion: Emma van Harten
- Partnerships: Derk Marseille
- Redaktion: Bertus Bouwman und Peter Oehmen (sprachliche Adaption)
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