Mit einer europäischen Datenplattform kann die Betreuung viel persönlicher und damit effektiver werden. Dies sorgt für kürzere Behandlungen, die für den Patienten weniger belastend sind, sagt Iris van Bemmel, Clustermanagerin FME Zorg.
Die Notwendigkeit einer europäischen Datenplattform wird durch COVID-19 deutlich gemacht. Mehr denn je müssen wir möglichst viele Datenanwendungen nutzen, um das Gesundheitssystem zu entlasten.
Daten sind jetzt unstrukturiert und dezentralisiert
Aber die Nutzung guter Daten geht viel weiter: Die medizinische Forschung erhält einen enormen Schub und die Bekämpfung von Epidemien wie COVID-19 wird erheblich wirksamer. Die Arbeitsbelastung im Gesundheitswesen wird reduziert und Kosten werden eingespart. Die Datenmenge im Gesundheitswesen wächst explosionsartig. Aber viele dieser Daten sind leider unstrukturiert, dezentralisiert und werden nicht genutzt.
Wenn wir diese Daten besser nutzen, hilft das vielen Menschen. „Um dies richtig tun zu können, befürworten wir als FME eine einheitliche europäische Datenplattform, die öffentliche und private Akteure unter sehr strengen Bedingungen nutzen können“, sagt Iris van Bemmel, Clustermanagerin FME Zorg.
Chancen für Daten im Gesundheitswesen
Daten findet man im Gesundheitswesen überall. Es werden immer mehr Messungen durchgeführt. Auf Intensivstationen zum Beispiel werden die Vitalfunktionen der Patienten mit Hilfe von Überwachungsgeräten ständig überwacht und aufgezeichnet. Das sind etwa 30.000 „Datenpunkte“ am Tag.
Auf diese Gesundheitsdaten können wir Künstliche Intelligenz (KI) anwenden. Damit können wir große Datenmengen analysieren. Beispielsweise können wir bessere Diagnosen stellen und Verhaltensweisen besser vorhersagen, sodass wir vorbeugende Maßnahmen ergreifen können. KI verbessert nicht nur die Gesundheitsversorgung, sie kann auch Kosten sparen. PWC hat für drei Krankheitsbilder berechnet, dass mit Hilfe von KI aus europäischer Sicht in 10 Jahren 170 Milliarden Euro eingespart werden!
Eine europäische Datenplattform
Die Chancen sind also groß, aber die Umsetzung ist zu langsam. Daten, insbesondere im Gesundheitswesen, sind aus Datenschutzsicht äußerst sensibel. Viele Parteien zögern, Daten auszutauschen. „Wir plädieren dafür, die richtigen Voraussetzungen zu schaffen, damit Daten die Gesundheitsversorgung der Menschen verbessern können“, sagt Van Bemmel.
Indem auf europäischer Ebene ausreichend hochwertige Daten zur Verfügung gestellt werden, entsteht eine viel breitere Basis für Forschung und Entwicklung im Dienst einer besseren Versorgung und Gesundheit.
Wenn alle Hunderttausend COVID-19-Behandlungsverläufe in Europa – natürlich mit Informationen über den Krankheitsverlauf, Komplikationen und Ergebnisse – erfasst worden wären, wäre es viel besser und schneller möglich gewesen, festzustellen, welche Behandlungen wirksam sind und welche nicht. „Deshalb plädieren wir für eine einheitliche europäische Datenplattform.“
Diese können öffentliche und private Parteien unter sehr strengen Bedingungen für Forschung und Innovationen nutzen. Damit sind wir nicht mehr auf Gesundheitsdaten von außerhalb Europas angewiesen. Wenn dies schnell umgesetzt werden kann, wird die Gesundheitsversorgung in Europa enorm davon profitieren.
An diesem Beitrag haben mitgewirkt:
- Produktion: Emma van Harten
- Partnerships: Derk Marseille
- Redaktion: Bertus Bouwman und Peter Oehmen (sprachliche Adaption)
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