Der Hyperloop sollte Teil der deutschen Mobilitätsagenda werden. Dafür plädiert Mars Geuze, CCO von Hardt Hyperloop, dem Unternehmen, das an einem europäischen Hyperloop-Netz arbeitet. „Wenn Deutschland eine Vorreiterrolle einnimmt, kann es einen wertvollen technologischen Vorsprung aufbauen.“
Stellen Sie sich vor, Sie werden wach. Kurz ins Büro in Berlin-Mitte und mittags zu einem Geschäftstermin nach Amsterdam. Nein, nicht mit dem Flugzeug, sondern nachhaltig mit dem Hyperloop. 55 Minuten später gehen Sie im Zentrum von Amsterdam an den Grachten entlang spazieren.
Hardt Hyperloop arbeitet in Europa an der Entwicklung des Hyperloops. Die Gründer des Wirtschaftsunternehmens waren 2017 Teil des Siegerteams des Hyperloop-Wettbewerbs, den der Serienunternehmer Elon Musk veranstaltete. Dabei ließ das Team aus Delft 360 andere Teams hinter sich. Im selben Jahr wurde die erste Testanlage eröffnet und 2019 folgte ein Hochgeschwindigkeitstestgelände.

Das Szenario vom Anfang dieser Geschichte klingt futuristisch, könnte aber schon in naher Zukunft Wirklichkeit werden. Der Hyperloop soll zu einer nachhaltigen Alternative zu Kurzstreckenflügen werden. Einer der größten Vorteile gegenüber dem Flugzeug ist, dass der Hyperloop die Reisenden direkt in die Stadtzentren bringt. Gemeinsam mit Hardt Hyperloop hat UNStudio das Reiseerlebnis der Passagiere und die Gestaltung der Haltestationen untersucht, die dabei eine wichtige Rolle spielen.
Reisen mit dem Hyperloop
Bei Ihrer Ankunft am fiktiven Hub, steigen Sie einfach in den Hyperloop ein, der Sie dann innerhalb einer Stunde von Berlin nach Amsterdam bringt. Der Hyperloop ist so konzipiert, dass die kurze Reise möglichst komfortabel ist, mit viel Platz und bequemen Sitzen. Während der Fahrt werden Sie über Ihren aktuellen Standort und die Uhrzeit, die voraussichtlichen Ankunftszeiten und die Umstiegsmöglichkeiten informiert.
An der Decke werden über gebogene Bildschirme Bilder von draußen angezeigt. Das sorgt für eine einzigartige Atmosphäre, sodass Sie nicht das Gefühl haben, sich in einer geschlossenen Kabine zu befinden.
Komfortabel und beruhigend
Vor allem diese Erfahrung ist ein wichtiger Aspekt des Reisens mit dem Hyperloop. Durch die Nutzung von VR-Technologie führte Hardt eine qualitative Untersuchung darüber durch, wie Fahrgäste das Reisen in einem fensterlosen Fahrzeug erleben – mit positiven Ergebnissen.
Mars Geuze, Mitbegründer von Hardt Hyperloop: „Die Nutzer beschreiben sowohl die Station als auch das Fahrzeug als geräumig, komfortabel und beruhigend. Der Hyperloop wird als hochwertiges öffentliches Verkehrsmittel wahrgenommen und dennoch werden die Fahrkartenpreise mit denen vergleichbar sein, die man von bestehenden Verkehrsmitteln gewohnt ist.“
Mit dem Hyperloop nach Amsterdam
Die Strecke von Berlin nach Amsterdam ist nur eine von vielen Strecken im Netz, mit dem Hardt Hyperloop europäische Städte verbinden wird. Die hohe Geschwindigkeit und die erhebliche Reduzierung der CO2-Emissionen machen den Hyperloop zu einer nachhaltigen Alternative für Kurzstreckenflüge.
Ben van Berkel, Gründer von UNStudio/UNSense, der für die Gestaltung der Hyperloop-Stationen verantwortlich ist, sagt: „Aufgrund der Verstädterung stehen wir vor infrastrukturellen Herausforderungen, die mit den derzeitigen Verkehrsmitteln nicht gelöst werden können. Eine nachhaltige Alternative zum Fliegen ist daher notwendig. Der Hyperloop bietet diese Alternative und ermöglicht den Reisenden gleichzeitig eine nahtlose Anbindung an andere Verkehrsträger in den Innenstädten der bestehenden Städte.“
Im Video „Hyperloop Experience“ zeigt Hardt Hyperloop, wie das Reisen im Hyperloop aussieht. In dieser 3D-Animation werden Sie auf eine Reise von Amsterdam nach Berlin mitgenommen und erleben diese aus der Sicht der Passagiere. Es zeigt, dass der Hyperloop nicht nur nachhaltig und schnell, sondern auch sehr komfortabel ist.
Sehen Sie sich das Video an:
Innerhalb Europas kooperiert Hardt Hyperloop mit anderen Hyperloop-Unternehmen und -Teams, wie z. B. dem Team der Technischen Universität München, TUM Hyperloop. Unter anderem arbeiten sie gemeinsam an der Entwicklung der offiziellen Hyperloop-Norm der Technischen Gremien des CEN – CEN/CLC/JTC 20.
Hardt arbeitet auch mit Unternehmen wie Continental, Recaro und Schweizer Design Consulting für die Innenausstattung und mit dem TÜV Rheinland für die Zertifizierung zusammen. Die Deutsche Bahn beteiligt sich ebenfalls an einer Reihe von Hyperloop-Konferenzen, wie z. B. der Hyperloop Conference, u. a. „CAPEX & OPEX Calculation for Hyperloop“, „Standartisation of hyperloop technology“ und „Proof of Concept for Passenger Transportation in Europe“.
Pionierrolle für Deutschland
Als CCO von Hardt Hyperloop sieht Mars Geuze eine wichtige Rolle für Deutschland. „Deutschland kann von einem Hyperloop-System für Intercity-Strecken längerfristig stark profitieren. Alle größeren Städte können in etwa 1 bis 1 1/2 Stunden miteinander verbunden werden und das mit einem zehnmal geringeren Energieverbrauch als bei einem Flugzeug.“ Damit lässt sich eine Menge Geld sparen, sagt er. „Denn Investitionen in einen Hyperloop bringen viel mehr als die zig Milliarden Euro, die für marginale Kapazitäts- und Leistungssteigerungen in die Schiene investiert werden müssen.“
Auch Deutschland kann kurzfristig vom Hyperloop profitieren, indem es in erste Strecken investiert, sagt Geuze. „Damit kann viel zukunftsweisende Industrie Made in Germany aufgebaut werden.“ Und sogar in einer noch früheren Phase sieht Hardt Hyperloop Möglichkeiten, da das European Hyperloop Center im niederländischen Groningen 2022 eröffnet wird. „Die gleichen Tests müssen auch auf der längeren Strecke durchgeführt werden. Hierzu könnte die alte Magnetschwebebahnanlage in Lathen hervorragend geeignet sein. Dies ist eine viel attraktivere Alternative im Vergleich zum Rückbau der Anlage, dessen Kosten auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt werden.“
Hardt Hyperloop ist inzwischen ein privat finanziertes Unternehmen, wird aber auch von der niederländischen Regierung und der Europäischen Kommission unterstützt. Inzwischen sind dort 35 Personen beschäftigt.
Für die Entwicklung eines europäischen Netzwerks sucht das Unternehmen nun nach guten Kontakten in Deutschland, wie z. B. regionale und lokale Behörden für die Entwicklung von Strecken, Verkehrsunternehmen und Wissenseinrichtungen, um die wissenschaftlichen Grundlagen des Hyperloop zu stärken. „Und schließlich die Hersteller und Bauunternehmen, um die Strecken zu realisieren.
