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Verzögertes Wachstum der Anzahl von Robotern stellt Risiko für Produktivitätswachstum dar

Die Anzahl der Roboter in der niederländischen Industrie hat sich in den letzten zehn Jahren verfünffacht. Bis Ende 2019 sollen es rund 12.000 Industrieroboter sein, sagt die ING Bank nach eigenen Untersuchungen. Für die deutsche Industrie ein Grund, diesen Trend genau zu beobachten.

Die niederländische ING-Bank ist besorgt, da die Geschwindigkeit der neu eingesetzten Roboter abnimmt. Doch gerade die Beschleunigung und bessere Nutzung der Robotisierung ist ein Muss im Hinblick auf das notwendige zukünftige Produktivitäts- und Wirtschaftswachstum, so die Bank, die auch in Deutschland tätig ist.

Nach der Rezession hat sich das jährliche Wachstum der Arbeitsproduktivität in der Industrie auf 3 % halbiert. Die niederländische Industrie verzeichnete im Zeitraum 1996-2007 ein starkes Produktivitätswachstum. Das durchschnittliche jährliche Wachstum betrug 6 %. Nach einem Rückgang in den Krisenjahren 2008 und 2009 stieg die Arbeitsproduktivität wieder an, aber das durchschnittliche Wachstum sank auf gute 3 %.

Produktivitätssteigerung als Priorität für die Industrie

Die Forscher von ING fragen sich, ob der Rückgang des durchschnittlichen jährlichen Produktivitätswachstums nach der Rezession „das neue Normal“ ist. „Das scheint wohl so zu sein. Der Arbeitsmarkt für technische Berufe ist angespannt. Dies wird sich auch in den kommenden Jahren, aufgrund des anhaltenden Wirtschaftswachstums und einer alternden Bevölkerung, nicht ändern.“

Das Produktivitätswachstum durch ein immer höheres Bildungsniveau stößt an seine Grenzen. Die überwiegende Mehrheit der niederländischen Arbeitnehmer ist gut ausgebildet. Wenn diese Menschen in Rente gehen, werden sie durch ebenfalls gut ausgebildete Mitarbeiter ersetzt, sehen die Ökonomen. „Natürlich ist es nach wie vor wichtig, in die Ausbildung der Mitarbeiter zu investieren, um die neuen Technologien optimal zu nutzen und gleichzeitig die Produktivität zu steigern.

Beschleunigung der Robotisierung dringend nötig

Mehr mit weniger Menschen zu erreichen, ist angesichts des nach wie vor angespannten Arbeitsmarktes für technische Berufe ein Muss. Außerdem hat das niederländische Centraal Planbureau (CPB) zuvor analysiert, dass für stärkere Reallohnsteigerungen insbesondere die Arbeitsproduktivität pro Arbeitsstunde schneller zunehmen muss.

Die Robotisierung trägt zu dieser Produktivität bei. In der Industrie hat sich das Wachstumstempo bei der Anzahl der neuen Roboter jedoch zuletzt verlangsamt. „Das Risiko für unser Land besteht eher darin, dass zu wenige Roboter hinzukommen als zu viele“, sagt Marieke Blom, Chefökonomin von ING Niederlande. „Ein langsameres Produktivitätswachstum in den Niederlanden geht schließlich mit einem geringeren Reallohnwachstum einher.“ Nach relativ einfach zu robotisierenden Branchen wie der Automobilindustrie sind nun auch die anderen Industriezweige an der Reihe.

„Mehr Technologie in Form von weitreichender Robotisierung und Digitalisierung ist die Lösung. In der Industrie hat sich die Anzahl der Roboter im Zeitraum 2008-2017 verfünffacht. Bis Ende 2019 werden es voraussichtlich 12.000 Industrieroboter sein.“

Es fällt auf, dass sich die Wachstumsrate in den letzten Jahren verlangsamt hat, so der ING-Bericht. Im Jahr 2017 kamen 1.000 Industrieroboter hinzu, ein Plus von 13 %. „Das Tempo der Robotisierung muss zunehmen, auch in weiteren Industriezweigen. Das ist eine Herausforderung, denn die relativ einfach zu robotisierenden Branchen wie die Automobilindustrie haben bereits große Fortschritte gemacht.“

Intelligente Maschinen erfordern auch intelligente Prozesse

Durch mehr Roboter erhält das Produktivitätswachstum einen Impuls. Aber es bedarf noch mehr. Wichtig sind auch Investitionen in „intelligente Prozesse“. „Neue Produktionstechnologien werden sich nur dann wirklich auszahlen, wenn der gesamte Prozess in Ordnung ist. Zum Beispiel verkürzen Sie als Unternehmer durch die kundenspezifische Produktion mit Hilfe von Standardteildesigns und mehr Digitalisierung die Durchlaufzeiten. Dies erhöht die Leistung und Produktivität und hält Sie wettbewerbsfähig gegenüber ausländischen Lieferanten. Das trägt dazu bei, die Margen langfristig zu erhalten“, sagt Gert Jan Braam, Banker Industriesektoren bei der ING.

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