Bereits 1972 kam der Niederländer Frans Laverman als junger Ingenieur von Hewlett Packard nach Deutschland. Später baute er für dasselbe Unternehmen in Deutschland die Produktionslinie für Desktop-Computer auf und wechselte ins Management. In Baden-Württemberg fühlt er sich vollkommen zu Hause.
Inzwischen hat Frans Laverman sein eigenes Beratungsunternehmen. Mit Laverman executives in Gäufelden unterstützt er vor allem deutsche Unternehmen im Change-Management oder er wird als Interims-Manager beauftragt.
Warum ist Baden-Württemberg zu Ihrer Heimat geworden?
Ich bin über einen Umweg durchs Ausland nach Deutschland gekommen und dann hiergeblieben. Ich wohne jetzt in Gäufelden (Landkreis Böblingen), etwa vierzig Kilometer südwestlich von Stuttgart. Es ist wunderschön, man sieht die Alpen von hier aus und man ist in der Nähe vom Bodensee. Mit dem Auto ist es eine Stunde nach Frankreich. Alles ist gut organisiert, die Anbindung ist gut, die Schulen sind gut, das Leben ist hier sehr schön.
Wie ist es, als Niederländer hier zu wohnen?
Es gibt das Klischee, dass Baden-Württemberger ein bisschen steif sind. Das war vor allem am Anfang der Fall. Aber das gibt sich, sobald man die Menschen erst einmal kennt. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, gehört man auch wirklich dazu. Lachend: Ich bin selber nie Mercedes, sondern Volvo gefahren und bin trotzdem integriert.
Wie kann man sich als Außenstehender integrieren?
Als ich hierhergezogen bin, feierte Gäufelden gerade sein 700-jähriges Bestehen. Bei dem Fest fragte ich den Feuerwehrhauptmann, der für die Organisation des Fests verantwortlich war, ob ich mithelfen kann. Ich habe Biergläser abgeholt und habe hinter dem Grill gestanden. Die Leute fanden es toll, dass ich mich engagiert habe, sie zeigten mir, dass sie das zu schätzen wussten. Was das betrifft, läuft es hier in Baden-Württemberg anders als in anderen Teilen Deutschlands. In Düsseldorf kommt man mit den Leuten zum Beispiel schnell ins Gespräch, aber am nächsten Tag haben sie einen wieder vergessen. Das ist hier genau anders herum.
Passen Niederländer und Baden-Württemberger gut zusammen?
Ja, ich denke schon. Wir sind beide sehr sparsam, was Geld betrifft. Und wir kennen beide die Verhandlungskultur. Niederländer sind etwas amerikanischer und risikofreudiger. Aber Deutschland und Baden-Württemberg verändern sich schnell. Die Leute arbeiten hier über Generationen bei großen Konzernen, wie Daimler und Bosch, einfach weil der Großvater und der Vater das auch schon taten. Die Leute ziehen auch nicht um und bleiben ihr ganzes Leben hier wohnen. Viele haben ein eigenes Haus. Weil das hier ziemlich teuer ist, bauen sie es mit der Hilfe von Freunden. In diesem Sinne gibt es hier eine größere Zusammengehörigkeit als in den Niederlanden.
Baden-Württemberg sucht die Zusammenarbeit mit den Niederlanden
Was verändert sich in Süddeutschland?
Seit gut 15 Jahren ist man hier immer offener geworden. Die Unternehmen waren hier geneigt, ihre Endprodukte selbst herzustellen. Es wurde nicht so viel an Zulieferer ausgelagert. Daimler besaß sogar einen eigenen Wald für das Holz, das sie beider Autoproduktion benötigten. Aber sie haben gemerkt, dass andere Leute auch gute Ideen haben und dass man heutzutage nicht mehr alleine bauen kann. Dazu sind die Entwicklungen schließlich zu schnell. Man hat erkannt, dass man Wissen viel besser aus anderen Regionen holen kann, zum Beispiel aus den Niederlanden.
Waren die Unternehmen vielleicht etwas selbstzufrieden?
Ja, das kann man sicherlich als selbstzufrieden bezeichnen, aber eigentlich sind sie nicht so. Wenn man die Menschen kennt, sind sie eigentlich sehr bescheiden. Aber sie sind schon noch davon überzeugt, dass sie ausgesprochen hochwertige Produkte herstellen.
Was können Sie als Niederländer noch hierzu beitragen?
Niederländer sind für die Unternehmen hier gerade besonders interessant. Sie werden als fachkundig angesehen. Häufig sind es kleine Familienunternehmen, die händeringend nach Mitarbeitern suchen. Franzosen kommen nicht so gerne nach Deutschland. Sie finden die kulturellen Unterschiede und die Sprache zu schwierig. Niederländer passen sich leichter an. Ich denke auch, dass die niederländische und die deutsche Kultur besser zueinander passen. Sie sind beide sehr direkt und haben keine Angst, jemandem die Wahrheit zu sagen. Das weckt in Baden-Württemberg Vertrauen.
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