Die Hightechindustrie aus dem Osten der Niederlande kann Deutschland viel bieten. Hans Brouwers ist bei der Entwicklungsgesellschaft Oost NL (GO4EXPORT) für die Verbindung nach Deutschland verantwortlich und erzählt, wie er Unternehmen aus beiden Ländern besser miteinander verbinden will.
Seit 2018 ist Hans Brouwers „HTSM Liaison Duitsland“ bei der Entwicklungsgesellschaft Oost NL. Aus dem Exportprogramm GO4EXPORT heraus ist er angestellt, um in die langfristigen Beziehungen zwischen dem Osten der Niederlande und Deutschland zu investieren und er stellt insbesondere in der Fertigungs- und Hightechindustrie Verbindungen zwischen den beiden Ländern her. „In den Ost-Niederlanden bringe ich Deutschland auf den Schirm, ebenso wie ich in Deutschland darauf aufmerksam mache, was der Osten der Niederlande zu bieten hat.“
Die Verbindungen stellt er vor allem zu Regionen in Deutschland her, die für die ost-niederländische HTSM (High Tech Systeme und Materialien) und die Fertigungsindustrie interessant sind. „Das mache ich insbesondere in Nordrhein-Westfalen als benachbartem Bundesland, weil es dort viele Chancen gibt und es in der Nähe liegt. Auffallend sind dort die Regionen Ostwestfalen-Lippe (OWL), das Münsterland und die Metropole Ruhr.“ Mit dem Münsterland bestehen, zum Beispiel über die Universität Twente, die Euregio und die Gemeinde Enschede, bereits gute Verbindungen.
In den anderen Gebieten investiert Hans Brouwers in neue Kontakte. So ist zum Beispiel die Metropole Ruhr für die Ost-Niederlande besonders interessant: „Dort ist durch den Übergang vom grauen Kohlegebiet zu einer neuen modernen Region mit Bedarf an innovativen (Hightech-) Unternehmen viel in Bewegung.“
OWL ist ein Begriff in der Hightechindustrie.
Die Region Ostwestfalen-Lippe (OWL) hat als „Spitzencluster Industrie 4.0“ in Deutschland eine führende Position bei der Entwicklung der Industrie 4.0, weiß er. Dass sich „OWL“ inzwischen zu einer starken Marke entwickelt hat, kommt seiner Meinung nach daher, weil blühende Familienunternehmen die Region und Unternehmer unter anderem mit vielen innovativen Projekten stimulieren.
„Daher habe ich den Gründern von Novel-T empfohlen, die Region kennenzulernen und sich das Geheimnis des OWL-Ansatzes als Inspirationsquelle für die Ost-Niederlande anzusehen. Besonders in der Wechselwirkung zwischen Unternehmen, Universitäten und Forschungsinstituten, wie Fraunhofer, ist dort etwas Einzigartiges entstanden. Die Verbindung mit dieser Region möchte ich gerne weiter ausbauen.“
Die Ost-Niederlande können Deutschland viel bieten
Die HTSM-Unternehmen aus den Ost-Niederlanden können für Deutschland eine große Bedeutung haben, meint Brouwers. „Das konnte man auf der FMB, der bekannten Zulieferermesse in dieser Region, im November gut sehen.“ Vor allem innovative niederländische Unternehmen aus der verarbeitenden Industrie bieten ihre Fachkompetenz OWL-Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Automotive oder Küchen an.
Die Ost-Niederlande bieten außerdem eine starke, unterscheidende Hightech-Industrie in den Bereichen Nanotechnologie, Robotik, fortschrittliche Fertigung und intelligente Materialien. „Technologie, die in Deutschland sehr nützlich ist.“
Brouwers verweist beispielsweise auf den Automobilsektor mit Entwicklungen bei alternativen Antriebssystemen und leichten Materialien. „Und im Maschinenbau rund um intelligente Lösungen Digitalisierung, Materialien und Energie. Für IT-Anbieter im Bereich von Übergangsprodukten zu Services, Big Data, Digitalisierung von Produktionsprozessen, Breitband- und Cloud-Lösungen.“ Auch in der Elektroindustrie sieht er aufgrund des zunehmenden Elektronikanteils, der Bedeutung von Daten, Elektromobilität und Cloud Computing viele Chancen.
Die Niederlande und Deutschland bilden eine ausgezeichnete Kombination
Für Hans Brouwers können beide Länder eine der besten Kombinationen der Welt bilden. „Wenn wir einander ‚gut verstehen‘, sind wir gemeinsam unschlagbar.“ Die etwas lockeren Niederländer, die aus ihrer Kreativität heraus Schritte unternehmen können, sind in Deutschland willkommen. „Verbinden Sie das mit den Deutschen, die sehr stark auf Qualität orientiert sind und dadurch die Ausführung besser beherrschen. In Fußballersprache eine ‚unschlagbare‘ Mannschaft.“
Um diese Zusammenarbeit in Gang zu bringen, braucht man jedoch Geduld und Einfühlungsvermögen, sagt Brouwers, der in beiden Ländern Berufserfahrung gesammelt hat. „Wenn man die Unterschiede des anderen erkennt und deren Vorteile sieht, dann entsteht gegenseitiges Verständnis.“ Ein Fallstrick für die Niederländer besteht darin, dass sie zu früh dazu neigen, schnell punkten zu wollen und sofort aussteigen, wenn der direkte Erfolg ausbleibt. „Genau dazu gibt es GO4EXPORT, um in langfristige Beziehungen zu investieren.“
Wachstumschancen liegen vor der Haustür
Die Stärkung der Beziehungen zu Deutschland ist auch notwendig, da es vielen Unternehmen wirtschaftlich gut geht. „Vielleicht haben wir gerade ein Hoch. Aber wir müssen uns auf die Zukunft ausrichten und das bedeutet, dass wir uns jetzt schon auf strategische Partnerschaften und neue Kunden konzentrieren.“
Für Brouwers kommen die besten Wachstumschancen erst noch. „Warum schaut man nicht zuerst im näheren Umfeld, bevor man in die Ferne schweift? Der Aufbau neuer Beziehungen zu den Nachbarn benötigt Zeit, aber dafür halten sie auch länger. Die Deutschen sind sehr loyal.“ Und Wachstum ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, betont er: „Stillstand ist Verfall.“
Um die Verbindung zwischen den Niederlanden und Deutschland zu stärken, ist Brouwers viel bei den östlichen Nachbarn unterwegs. Zusammen mit BOOST, dem Inkubator für die Smart Industry im Osten der Niederlande, organisiert er auch eine Pressereise für deutsche Fachjournalisten in die Ostniederlande, um zu zeigen, was die Region Deutschland zu bieten hat.
Die Deutschland-Liason möchte, dass sich Unternehmen auf beiden Seiten der Grenze bewusst werden, welche Möglichkeiten es auf der anderen Seite gibt. „Warum ist ein Münsteraner Unternehmen in München tätig, während das auch in Enschede oder Zwolle möglich wäre? Deshalb müssen wir ganz klar umreißen, wo die harten Win-Win-Chancen liegen und diese dann nutzen.“
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