Während Thirona mit KI-Technologie für ein schnelles Screening von COPD- und Tuberkulose-Patienten sorgt, konzentriert sich das medizinische Software-Unternehmen aus Nimwegen jetzt ganz auf die Behandlung von COVID-19. Mit Erfolg, wie das weltweite Interesse an ihrer Software zeigt.
Bis Mitte März hatten die rund 20 fest angestellten Mitarbeiter von Thirona und ihre 25 Teilzeit-Analystenkollegen alle Hände voll zu tun, um den kontinuierlichen Auftragsfluss zu bewältigen.
Mit dem Inkrafttreten der Coronamaßnahmen wurde diese vertraute, fast alltägliche Routine abrupt durch eine noch nie dagewesene Hektik und starke Auswirkungen auf den Geschäftsbetrieb unterbrochen, sagt Eva van Rikxoort, Gründerin und CEO von Thirona. „Bei zwei unserer drei Produkte geht es um die Gesundheit der Lunge; CAD4TB für Röntgenaufnahmen des Thorax und LungQ für thorakale CT-Scans. In diesen Bereichen ist alles zum Stillstand gekommen. COPD-Patienten, eine wichtige Zielgruppe für uns, werden vorsorglich nicht behandelt. Und das Röntgen-Screening von Tuberkulosepatienten in Entwicklungsländern, wo unsere Lösung massenhaft eingesetzt wird, ist eingestellt worden. Auf einen Schlag ist ein großer Teil unsere Einnahmen weggefallen.“
Eine negative Situation in etwas Positives verwandeln
Dennoch, so Van Rikxoort, habe sie viel Energie aus der Idee geschöpft, die negative Situation zu etwas Positivem zu wenden. „Wir haben schnell erkannt, dass wir unsere COPD- und Tuberkulose-Software relativ einfach in spezifische COVID-19-Lösungen ‚umwandeln‘ konnten. In zwei Wochen entwickelten wir unter anderem gemeinsam mit der Universitätsklinik in Nimwegen und Delft Imaging ein neues, kostenloses Softwarepaket zum Scannen von Lungenbildern möglicher COVID-19-Patienten: CAD4COVID-X-Ray. Die Ergebnisse stehen in kürzester Zeit zur Verfügung, was dazu beiträgt, Triagen zu beschleunigen und bessere Behandlungspläne aufzustellen. Es gibt niederländische Krankenhäuser, die das Paket einsetzen, aber es ist hauptsächlich für Regionen mit begrenzten Möglichkeiten und hohen Infektionsraten gedacht. Insbesondere in Entwicklungsländern können mit unserer Lösung viel bewirken, zeigen die Reaktionen.“
Alternative zum Coronatest
Kurz nach der Röntgenvariante brachte Thirona auch das CAD4COVID-CT-Paket auf den Markt. „Zuerst waren wir nicht sicher, ob der CT-Scanner eine bedeutende Rolle in der Krise spielen würde“, erklärt Van Rikxoort. „Aber als das Universitätsklinikum Maastricht damit begann, einen CT-Scanner für COVID-19-Zwecke zu verwenden, und wir aus Italien gefragt wurden, ob wir mit unserer CT-Software helfen wollten, haben wir sofort gehandelt.“
Das CAD4COVID-CT-Paket gibt unter anderem Aufschluss darüber, welche Bereiche der Lunge von COVID-19 betroffen sind, aber auch über den Schweregrad. Van Rikxoort: „Genau das ist wichtig, um festzustellen, ob man jemanden beatmen muss oder nicht. Außerdem können Ärzte mit CAD4COVID-CT COVID-19 schnell feststellen und beurteilen. Es ist also eine hervorragende Alternative zum Coronatest, der noch nicht überall verfügbar ist. Aufgrund der quantitativen Daten lassen sich auch langfristige qualitative Aussagen treffen. Sollte erneut eine vergleichbare Krise ausbrechen, können unsere Algorithmen es den Krankenhäusern ermöglichen, schneller und besser zu beurteilen, ob und welche Patienten auf die Intensivstation verlegt werden müssen.“
Besondere Zusammenarbeit mit einem deutschen Unternehmen
Obwohl sie hofft, dass der „normale Betrieb“ bald wieder aufgenommen wird, schätzt Van Rikxoort diese für Thirona besondere (Corona-)Zeit. „Wir haben in letzter Zeit so viele neue, gute Kontakte gewonnen. Zum Beispiel haben wir schon einmal in kleinem Rahmen mit der deutschen Firma Smart Reporting zusammengearbeitet. Dennoch hat sich, trotz unserer komplementären Rolle, nie etwas Großes entwickelt. Bis jetzt. Wir haben uns zusammengesetzt und gemeinsam eine kostenlose COVID-19-Bewertungsvorlage für Radiologen entwickelt, mit der wir zehntausend Benutzer gleichzeitig erreichen.“
Van Rikxoort findet es schwierig vorherzusagen, ob und wie Thirona im Bereich COVID-19 aktiv bleiben wird. „Solange das Virus unter uns ist, kann ich mir vorstellen, dass wir unser Wissen zu KI nutzen, um beispielsweise die Arzneimittel- oder Impfstoffforschung zu unterstützen. Man kann Menschen bald Impfstoff spritzen und schauen, ob sie Fieber bekommen oder nicht, aber durch einen Lungenscan erfährt man erst, was wirklich los ist.“
Bildunterschrift: Wärmebild der Lunge, erstellt mit CAD4COVID
An diesem Beitrag haben mitgewirkt:
- Produktion: Emma van Harten und Leandra Marzluff
- Partnerships: Derk Marseille
- Redaktion: Bertus Bouwman und Peter Oehmen (sprachliche Adaption)
Kontakt
Nehmen Sie über das Formular unten auf dieser Seite direkt Kontakt auf. ↓