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Industriedesign: Vom ‚nice to have’ zum ‚must have‘

Design spielt bei professionellen Maschinen und Produkten eine immer größere Rolle, sagt der Designer Jacques Stevens, Geschäftsführer von Idpartners Industriedesign aus Enschede. Er teilt seine Erfahrungen, die er in Deutschland und den Niederlanden gesammelt hat.

Bei Konsumgütern ist Design in den letzten Jahrzehnten immer wichtiger geworden. Das Kaufverhalten wird heute stark durch Design und Benutzerfreundlichkeit bestimmt. Gutes Design unterstreicht dabei immer mehr die Qualität oder die Technik, der reine Produktpreis tritt in den Hintergrund.

Ein Beispiel dafür sind die Produkte von Apple, ein iPhone hat oft identische technische Spezifikationen wie andere Smartphones. Trotzdem verkaufen sich die iPhones sich sehr gut aufgrund der einfachen Handhabung und dem klaren Design (natürlich spielt auch der Markenname eine wichtige Rolle).

Design wird mit Innovation verbunden und bietet Ihnen die Möglichkeit Unterscheidungsmerkmale in Ihren Produkten bzw. Produktfamilien zu kreieren. Produkte, die schön und einfach zu bedienen sind, sind unwiderstehlich! Ansprechendes Design ist der entscheidende Faktor für den Erfolg. (Quelle: De design factor, Lucas Verweij)

Im Fall von Konsumgütern akzeptiert der Markt nicht, wenn ansprechendem Design keine Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Man denke zum Beispiel an Sportwagen mit hoher Leistung, über den eine einfache rechteckige Karosserie gestülpt würde. Da die simple Karosserie die unter ihr verborgene Leistung nicht widerspiegeln würde, wären die Verkaufszahlen wohl niedriger als bei entsprechenden Fahrzeugen mit einer sportlich gestalteten Karosserie.

‘Design Und User Experience Design sind eine dauerhafte Entwicklung – De design factor, Lucas Verwey.

Design als Leistungsmerkmal

Das Kano-Modell (Kundenzufriedenheitsmodell) von Noriaki Kano (1985) zeigt, dass es Basismerkmale, Leistungsmerkmale und Begeisterungsmerkmale gibt. Heute ist Design bei Konsumgütern, wie Fernsehern, Handys, Audiogeräten, Autos usw. ein Aspekt der erwartet wird, und somit als Leistungsmerkmal gesehen wird. In vielen Bereichen ist Design aber auch noch immer ein Begeisterungsmerkmal. Denn wenn ein ansprechendes Design nicht vorhanden oder nur unbefriedigend ist, wirkt es sich negativ auf die Kundenzufriedenheit aus.

In der Industrie wird Design bisher noch als Luxus gesehen auf dem man verzichten könnte, weil die Funktion einer Maschine das wichtigste ist, wird also als Begeisterungsmerkmal angesehen. Wir sehen jedoch eine Verschiebung im industriellen Markt, wobei sich Design und Benutzerfreundlichkeit in Leistungsmerkmale umwandeln, also immer mehr erwartet werden. Oft werden Neuentwicklungen angestoßen, weil Wettbewerber große Erfolge mit gutem Design und UX-Design (User-Experience-Design) feiern.

Studien in rund 1.300 irischen Unternehmen in der Industrie (Industrielle Fertigung) hat gezeigt, dass Design sich positiv auf die Effektivität der Produktentwicklung auswirkt. Es zeigten sich bessere Verkaufszahlen für jene Unternehmen, diese lagen durchschnittlich 9 % höher als in Unternehmen, die nicht auf gutes Design achten. Bei Unternehmen die durchgehend Designer in der Produktentwicklung beschäftigen liegen die Verkaufszahlen im Durchschnitt sogar 20 % höher als in Unternehmen, die kein Design in den Entwicklungsprozess integrieren (Roper et al. 2015).

Die Evolution der Schlauchpumpen von Watson Marlow-Bredel.

Oben links: 1995-2006, oben rechts: 2007-2013, unten links:2014 – heute, unten rechts: future concept

Gutes Design kommuniziert Qualität! Es geht nicht darum modisch zu wirken oder die Farben der letzten Saison zu tragen. Im Maschinenbau des B2B-Markts muss das Design die Qualitäten der Maschine widerspiegeln. Wenn zum Beispiel eine Maschine in ihrer Funktion mit hoher Hygiene arbeitet und dies ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist, dann wird ein Außenstehender durch entsprechend hygienisch anmutendes Design überzeugt. Denn auch der Eigentümer oder Käufer möchte seine Kunden von den Hygienestandards seines Maschinenparks überzeugen. Andere Qualitäten, wie Präzision, Stabilität oder Energieeffizienz können vom äußeren Erscheinungsbild, sowie von der Gestaltung des Innenlebens hervorgehoben werden. Das Ziel ist dabei stets dasselbe: Überzeugen!

Angenommen, Sie haben ein Rechenzentrum das eine hohe Zuverlässigkeit auf Ihre Kunden ausstrahlen soll. Sie können beim Kauf zwischen diesen beiden Maschinen wählen, die auf der rechten Seite abgebildet sind. Welche würden Sie kaufen?

Bild 6. Hitec Power Protection, vor- und nachher.

Eine, in der äußeren Erscheinung „nicht über-zeugende“ Industriemaschine, wird hinten in einer Ecke der Fabrikhalle versteckt und nicht in der vordersten Reihe präsentiert. Eine Maschine mit überzeugendem Design würde eher in der ersten Reihe platziert werden, damit Kunden und andere Besucher diese Maschine als Erstes sehen.

  • Zusammen gefasst, gutes Design beeinflusst viele Faktoren:
  • Wie gut Ihre Maschinen verkauft werden;
  • Den ersten Eindruck, den Ihre Kunden und deren Kunden bekommen;
  • Wo Ihre Maschine stehen werden;
  • Den Unterschied zwischen Ihnen und Ihren Mitbewerbern.

Design ist Kommunikation

Ihre Produkte sind überall sichtbar. Auf Messen, bei Ihren Kunden, im Showroom, in Broschüren und auf Ihrer Website. Ihre Produkte werden immer mit den Produkten Ihrer Mitbewerber verglichen und das Aussehen hinterlässt einen bestimmten Eindruck, bzw. kommuniziert etwas. Im Kaufprozess werden die Spezifikationen verglichen, aber wenn die sich ähneln, dann spielen andere Werte wie Formgebung und Bedienbarkeit eine entscheidende Rolle. Ihre Produkte sind innovativ und hochwertig? Dann kommunizieren Sie das am besten mit dem passenden Design!

Design vermittelt die einzigartigen Vorteile Ihrer Produkte, die Kernkompetenzen und die technischen Qualitäten Ihrer Produkte werden sichtbar gemacht. Durch den Einsatz von gutem Design entsteht zwangsläufig nach einiger Zeit ein positives Image (Bild) Ihres Unternehmens. Natürlich muss im Markt Bedarf nach jenen Qualitäten vorhanden sein. Design kommuniziert die Eigenschaften(en) Ihrer Produkte indem es sie hervorhebt. Gute Beispiele für solche Qualitäten sind: „hochwertig“, „präzise“, „robust:“, „leistungsstark“, oder sogar „freundlich“..

Ein Beispiel, wie eine Maschine möglicherweise nicht die gewünschten Assoziationen weckt , können wir anhand der Projizierung von Stilmerkmalen eines medizinischen Produkts auf andere Produkte zeigen. Unten wird in Abbildung X als Beispiel ein MRT-Scanners gezeigt. Bei der Analyse dieser und anderer medizinischen Produkte, finden wir die folgenden Merkmale:

  • Einfach (nicht komplexe Form)
  • Hygienische
  • Freundlich
  • Professionell
  • Zuverlässig

Diese Stilmerkmale werden eingesetzt um den Patienten etwaige Ängste vor den Apparaten bzw. der Behandlung zu nehmen. Wenn die Stilmerkmale der medizinischen Welt aber auf ein anderes Produkt projiziert werden (bspw. aus anderen Märkten) entstehen wahrscheinlich andere oder gar unerwünschte Assoziationen, wie in dem folgenden Beispiel verdeutlicht wird.

MRT-Scanner

Die Assoziationen zu diesem Design:

  • Einfach
  • Hygienisch (Nicht anhand der Formensprache)
  • Freundlich (eher aggressiv)
  • Professionell
  • Zuverlässig
  • Kraftvoll (unerwünscht)
  • Komplex/technisch (unerwünscht)

Wenn ein MRT-Scanner dieses Design hätte, würden Patienten mehr Angst vor einer MRT-Untersuchung bekommen, was ist natürlich erwünschter Effekt wäre. An diesem Beispiel wird deutlich, dass eine gute Analyse des Unternehmens, der Produktanwendung und des Markts von großer Bedeutung für die Gestaltung des jeweiligen Produkts ist.

Visuelles Experiment: Medizintechnische Farben projiziert auf die Hitec Power Pro 2700.

Design Audit

Mit einem “Design-Audit” erhalten Sie effektiv und schnell eine Zukunftsvision Ihrer Produkte mit neuem Design. Zunächst analysieren wir Ihre Mitbewerber und die allgemeinen Trends im Markt. Die Ergebnisse kombinieren wir mit Ihrem Corporate Design und der dazugehörigen Formensprache (z.B. robust, leistungsstark, qualitativ hochwertig, hygienisch etc.).

Diese, bewusst allgemein gehaltene Formsprache präsentieren wir Ihnen mithilfe von Moodboards und Skizzen. Auf dieser Grundlage entwickeln wir in der kreativen Phase Ihr „future concept“ (Zukunftskonzept). Wir streben dabei etwas extremeres nach damit es auch wirklich zukunftsorientiert ist, weil die Zukunft immer. Dabei suchen wir die Grenzen des (design)technisch machbaren, um der Zukunft bereits ein paar Schritte voraus sein zu können.

Die Zukunft kommt immer schneller…

Design Trends

Wie entdecken bzw. entwickeln wir Design-Trends? Durch die regelmäßigen Analysen von verschiedensten Quellen wie bspw. Zeitschriften und Websites, verfolgen wir aktiv die Design-Trends in verschiedenen Märkten. Darüber hinaus besuchen wir Messen und entwickeln eigene Technologietrend-Studien. Denn Technologie und Design beeinflusst sich gegenseitig und die Geschwindigkeit der Technologieentwicklung hat in der Vergangenheit stets mehr zu genommen.

Das Ziel eines Design Audits, eine Zukunftsvision für Ihr Produkt.

Das Ergebnis des Design Audits.

Umsetzbares Design: Von der ersten Skizze bis zur Serienfertigung.

Oft sehen wir bei den Designstudien, das viele Kompromisse geschlossen werden, um das Design auch technisch umzusetzen. Dies kann vermieden werden, indem Produktionskenntnisse und Value Engineering integriert werden, sodass auch etwaige Kostenziele erreicht werden. Es ist also ein integriertes Team von Designern und Ingenieuren zu empfehlen, dass ab Projektbeginn zusammen arbeitet.

Ein integriertes Team von Designern und Ingenieuren ab Projektanfang ist zu empfehlen.

Wir sind spezialisiert in Design und Entwicklung von Maschinenkarosserien, somit wissen wir, was umsetzbar ist und was nicht. Wir haben langjährige Erfahrung in der Herstellung von Produkten und können auf ein breites Netzwerk von industriellen Partnern zurück greifen.

Umsetzbares Design, von der Skizze zum Produkt.

Zwei Beispiele von umsetzbarem Design

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