Fehlende Flächen, ein Mangel an Arbeitskräften und zum Teil schwere und unattraktive Arbeitsbedingungen machen der Logistikbranche zu schaffen. Vier Unternehmen aus Limburg machen die Branche durch die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen sowie dem Einsatz von Robotern fit für die Zukunft.
Der europäische Logistiksektor muss sich radikal anpassen, um die immer größeren Herausforderungen bewältigen zu können. Das gilt auch für die Intralogistik, also die innerbetrieblichen Logistikabläufe. Immer größere Mengen von Waren werden transportiert, eingelagert, verteilt und weitertransportiert. Diese Herausforderungen machen natürlich nicht an Landesgrenzen halt. Daher sind auf beiden Seiten der Grenze mehr Lagerflächen erforderlich und Arbeitskräfte, die diese Warenmengen bewegen.
Digitalisierte und automatisierte Prozesse sowie Roboter können dabei helfen, intralogistische Prozesse zu optimieren. Vor allem in der Grenzregion entstehen immer mehr Lagergebäude. „Niemand möchte diese großen Kästen in den Industriegebieten stehen haben. Es geht darum, den Platz effizienter zu nutzen“, sagt Paul Hermsen, CEO der Inther Group BV. Die Inther Group ist ein Systemintegrator für Lagern, Sortieren, Kommissionieren und Verpacken in großen Lagern und bietet Lösungen von der Analyse über Konstruktion bis hin zur Lieferung von Hard- und Software sowie den entsprechenden Service.

Logistik kennt keine Grenzen
Es liegt in der Natur der Sache, dass der internationale Warenverkehr grenzüberschreitend ist. ARCO Solutions, die Inther Group, Pcdata und Accerion aus der niederländischen Provinz Limburg sind international, vor allem aber auch in Deutschland tätig. Limburg hat eine lange Grenze zu Nordrhein-Westfalen, daher ist Deutschland für die Unternehmen ein logischer und naheliegender Markt.
Deutsche Kunden sind mit den Intralogistiklösungen der limburgischen Unternehmen zufrieden. Vor allem schätzen sie die hohe Flexibilität und lockere, unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Niederländern. Die vier Firmen sind im selben Bereich tätig, haben aber jeweils ihre eigenen Schwerpunkte. „Einige von uns arbeiten auch zusammen. Wenn ein Projekt außerhalb unseres Spezialgebiets liegt, ziehen wir die anderen hinzu“, erläutert Ruud Hendrix, der bei Pcdata für den Verkauf und Marketing zuständig ist, die offene Zusammenarbeit. Pcdata bietet Komplettlösungen für die Logistikautomatisierung im Einzelhandel, Lebensmittelbereich und E-Commerce an.
Als spezialisierter Hersteller von Positionierungssystemen für Roboter ist die Situation bei Accerion anders. „Wir stellen ein ziemlich einzigartiges Produkt her. Es gibt auch andere Anbieter, aber die machen das etwas anders. Aber wir merken, dass unser Markt, der Robotikmarkt, sehr global ist“, merkt Vincent Burg, Geschäftsführer von Accerion an. „Wir helfen mit unserer Lösung dabei, die Lagerdichte, aber auch die Geschwindigkeit zu erhöhen. Wir reagieren darauf, dass die heutigen Technologien noch nicht so weit sind, wie wir glauben, dass sie sein könnten.“
Logistikbranche steht unter Druck
„Der Druck auf unsere Branche nimmt zu“, sieht Paul Hermsen von der Inther Group. Es gibt immer weniger Arbeitskräfte auf dem Markt und die Löhne steigen. Zum Beispiel kommen die Staplerfahrer in den großen Distributionszentren bei uns in Venlo inzwischen teilweise aus dem Ruhrgebiet. Das ist keine langfristige Lösung, daher ist eine weitere Automatisierung und Robotisierung notwendig.
„Die angespannte Situation auf dem Arbeitsmarkt in der Logistikbranche treibt Innovationen weiter an“, ergänzt Ruud Hendrix von Pcdata. Wir arbeiten an der nächsten Robotergeneration, mit der das Kommissionieren noch weiter verbessert wird. Mit Blick auf die Arbeitskräfte hat Hendrix nicht den Eindruck, dass man sich dort gegen die Automatisierung und Robotisierung stellt. Die meisten führen dadurch hochwertigere Arbeiten aus, als sehr einfache, wiederholende Tätigkeiten, die ein Roboter übernehmen kann.
Natürlich fallen durch diese Entwicklung auch Arbeitsplätze weg und Menschen droht die Erwerbslosigkeit. Daher ist es wichtig, die Mitarbeitenden in diesem Prozess mitzunehmen. „Wenn die Entscheidung zur Automatisierung aus der Geschäftsleitung getroffen und diese nicht von Mitarbeitenden in der Produktion getragen wird, bleibt der Automatisierungsschritt eine Herausforderung“, betont Ralph Wijnands, Geschäftsführer von ARCO Solutions. Sein Unternehmen bietet Hard- und Software sowie Beratung für Kommissionier-, Verpackungs- und Roboterlösungen, um große Lager zu automatisieren.

Um die Beschäftigten tatsächlich mitzunehmen, muss deutlich kommuniziert werden, dass der Roboter nicht den Arbeitsplatz wegnimmt, sondern vielmehr, dass der Mitarbeitende diesen Roboter in Zukunft steuern wird. „Wenn ich mich umschaue“, so Vincent Burg von Accerion, „dann habe ich den Eindruck, dass wir zukünftig Gewinner und Verlierer haben. Die einen bleiben bei der bisherigen, alten Technik und die anderen blicken nach vorn und setzen auf flexiblere, einfachere und moderne Lösungen.“
Effizientere Nutzung von Lagerflächen durch Automatisierung
Diese Entwicklung ist auch in der Region Limburg in den Niederlanden sehr deutlich zu beobachten. Aufgrund der geografischen Lage ist die Provinz stark von der Logistikbranche geprägt. Mit einer hervorragenden Anbindung an die Hochseehäfen Rotterdam und Antwerpen sowie mit Flughäfen für den Frachtverkehr in der Nähe, dem größten Inlandsbahnterminal und mehreren Binnenhäfen ist die Region ein Logistikdrehkreuz für ganz Europa.
Flächen sind knapp und die bewegten Warenmengen nehmen zu und hier besteht noch großes Optimierungspotenzial. Die vorhandenen Flächen müssen wesentlich besser ausgenutzt werden. Durch die Automatisierung der Intralogistik lässt sich eine höhere Lagerdichte erreichen. Der Platz wird effizienter genutzt und gleichzeitig können die Waren über Förderbänder oder mithilfe von autonom fahrenden Robotern im Lager schneller und zuverlässiger transportiert werden.
Fachkräftemangel in der Intralogistik
Die vier Limburger Unternehmen setzen auf Digitalisierung, Automatisierung und den Einsatz von Robotern. „Wir sind alle in einem Markt tätig, in dem gut zu sehen ist, dass sich die Welt verändert. Gleichzeitig besteht hier eine Knappheit am Arbeitsmarkt, sodass ein großer Bedarf an einer weiteren Automatisierung besteht“, sagt Ralph Wijnands.
Für die Lagerarbeit kaum noch Arbeitskräfte zu finden. Nachtschichten, schwere körperliche Arbeiten, die teilweise unter sehr warmen Bedingungen oder in Kühlhäusern verrichtet werden müssen und vor allem monotone und sich wiederholende Tätigkeiten. Dann ist es wichtig, Robotisierung und Automatisierung miteinander zu kombinieren, um damit umzugehen. Für Wijnands ist ein entscheidender Punkt, dass die Unternehmen zunächst einmal einen kritischen Blick auf ihre bestehenden Prozesse werfen. Diese können dann häufig mit einer relativ einfachen Lösung optimiert werden, sodass sich die Investition nach kurzer Zeit bereits bezahlt macht.
Pick-by- oder Pick-to-Light-Lösungen entlasten die Lagerarbeitskräfte und sorgt für eine niedrigere Fehlerquote. Roboter oder Cobots können den Mitarbeitenden monotone und schwere Arbeiten abnehmen. „Förderbänder oder autonom fahrende Kommissionierfahrzeuge können Laufwege verkürzen oder überflüssig machen“, ergänzt Ruud Hendrix.

Mit der Einführung automatischer und robotisierter Prozesse stehen Daten über die intralogistischen Prozesse in digitaler Form zur Verfügung. Diese Daten müssen aufbereitet und interpretiert werden und können dann wiederum als Grundlage dazu dienen, die Prozesse erneut kritisch zu betrachten und weiter zu optimieren.
Digitalisierung und Automatisierung stimulieren Innovationen
Digitalisierung ist eines der Kernthemen vom Limburger Institut für Entwicklung und Finanzierung (LIOF), erläutert Rob Pijpers, der das Team Internationales leitet. Daher unterstützen wir innovative Unternehmen aus der Logistikbranche. Es mag zunächst widersprüchlich erscheinen, denn durch die Automatisierung fallen Arbeitsplätze weg. Gleichzeitig schaffen diese Unternehmen aber neue, nachhaltigere Arbeitsplätze.
Die vier Unternehmen aus Limburg sind davon überzeugt, innovative und flexible Lösungen für die Herausforderungen in der Intralogistik zu bieten. Zum Abschluss des Gesprächs lädt Ralph Wijnands potenzielle deutsche Kunden dazu ein: „Fordern Sie uns als niederländische, als limburgische Unternehmen heraus. Egal, für welches Sie sich entscheiden.“ Wenn Sie mit den Unternehmen in Kontakt kommen möchten, wenden Sie sich gerne telefonisch unter +31 646978153 oder per E-Mail rob.pijpers@liof.nl an Rob Pijpers vom LIOF.