Ungefähr die Hälfte der Binnenschiffe in Deutschland kommt aus den Niederlanden. Elektrische Binnenschifffahrt bietet große Chancen, aber dazu muss es eine Wende geben, so die Forscher von ElaadNL.
Das Wissens- und Innovationszentrum ElaadNL geht davon aus, dass die technologische Entwicklung der Batterie- und Ladetechnologie die elektrische Schifffahrt günstiger machen wird. Dadurch könnte sie sich zu einer interessanten Alternative für Binnenschiffer entwickeln. Heutige Antriebe werden mit einem Elektroantrieb und einem Dieselgenerator zunehmend modular aufgebaut. Wechselbare Batteriecontainer können das Aufladen erleichtern. Wenn Terminals mit einer Ladeinfrastruktur ausgestattet sind, können hier neben Schiffen auch Elektro-Lkw aufgeladen werden. Im Moment wird intensiv an den ersten Containerschiffen für die Binnenschifffahrt gearbeitet, die vollständig elektrisch fahren.
Szenarien Elektrische Binnenschifffahrt
Aber ElaadNL erwartet, dass ohne zusätzliche Maßnahmen diese Entwicklung nicht schnell genug vorangeht, um die Ziele des „Green Deal Schifffahrt, Binnenschifffahrt und Häfen“ zu erreichen. Dazu müssen die CO2-Emissionen im Jahr 2030 um 40 Prozent und die Emissionen von Umweltschadstoffen im Jahr 2035 um 35 Prozent niedriger sein als im Jahr 2015. Bis 2030 müssen 150 Schiffe über einen Null-Emissions-Antriebsstrang verfügen. Und bis 2050 muss dem Green Deal zufolge, die Binnenschifffahrt praktisch emissionsfrei sein. Diese Ziele werden selbst im besten Szenario des Ausblicks von ElaadNL nicht erreicht.
Übergang nimmt langsam Fahrt auf
„Wir sehen, dass der Schwerpunkt innerhalb des Sektors noch immer auf dem Einsatz moderner Dieselmotoren liegt“, sagt Rutger de Croon von ElaadNL: „Der Motor eines Binnenschiffs wird alle 15 bis 20 Jahre ausgetauscht. Die Finanzierung der Elektrifizierung und eine frühzeitige Abschreibung der derzeitigen Dieselmotoren kann dabei hinderlich sein, wodurch die Elektrifizierung lange auf sich warten lassen kann.“ Im Vergleich zu anderen Sektoren, für die ElaadNL einen Ausblick erstellt hat, wie z. B. die Elektrifizierung des Lastverkehrs auf der Straße, stellt De Croon fest, dass die Elektrifizierung des Containerverkehrs in der Binnenschifffahrt nur langsam vorankommt. De Croon: „Für das Stromnetz bedeutet dies, dass in den kommenden Jahren nur wenig Kapazität für die Ladeinfrastruktur in diesem Bereich benötigt wird. Es bedeutet aber auch, dass, wenn die Bestrebungen umgesetzt werden und der Übergang Fahrt aufnimmt, möglicherweise nicht genügend Zeit bleibt, um alles rechtzeitig anzuschließen. Der Bau der erforderlichen Stromversorgungseinrichtungen kann lange Zeit in Anspruch nehmen.“
Die Niederlande setzen den Standard
Nach Ansicht der ElaadNL-Forscher spielt die Regierung eine wichtige Rolle bei der Elektrifizierung der Binnenschifffahrt. Dies kann dafür sorgen, dass sich die Kosten für Strom im Vergleich zu Diesel verbessern. Außerdem besteht eine starke Nachfrage nach einer Standardisierung der Art und Weise, wie die Schiffe aufgeladen werden. Die Niederlande haben hier auch eine besondere Chance.
Über ElaadNL und die Nationale Agenda für Ladeinfrastruktur
Das Wissens- und Innovationszentrum ElaadNL erforscht und erprobt die Möglichkeiten von Smart Charging: Elektrofahrzeuge zuverlässig, bezahlbar und nachhaltig Laden. ElaadNL ist eine Initiative aller niederländischen Netzbetreiber.
ElaadNL ist an der Nationalen Agenda für Ladeinfrastruktur (NAL) in den Niederlanden beteiligt. Über die NAL haben die benannten Regionen in den Niederlanden die Aufgabe erhalten, den Bedarf an Ladepunkten zu ermitteln. In diesem Zusammenhang konzentriert sich die NAL (in der Arbeitsgruppe Logistik) auf die Elektrifizierung der Binnenschifffahrt und die Standardisierung der Lademöglichkeiten zu diesem Zweck.
An diesem Beitrag haben mitgewirkt:
- Produktion: Emma van Harten
- Partnerships: Derk Marseille
- Redaktion: Bertus Bouwman und Peter Oehmen (sprachliche Adaption)
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