Wohnhäuser aus dem 3D-Drucker, wohnen im vertikalen Wald und besondere Energie- und Nachhaltigkeitslösungen. Was nach Zukunftsmusik klingt, ist in den Niederlanden längst Wirklichkeit.
In vielen europäischen Städten planen Entwickler bereits an Gebäuden aus dem 3D-Drucker. Viele von ihnen sollen vor allem zeigen, was die Technik kann. Das haben die Niederländer mit der ersten gedruckten Fahrradbrücke bereits bewiesen. 2017 wurde die Betonbrücke in Gemert eröffnet. In Eindhoven entstehen jetzt fünf Häuser, die tatsächlich bewohnt werden sollen.
Die Entwickler des Projekts, Mile Stone, wollen im Stadtteil Meerhoven die ersten bezahlbaren Wohnungen aus dem 3D-Drucker entstehen lassen. Das Architekturbüro Houben/Van Mierlo ließ sich dabei von Findlingen in einer grünen Landschaft inspirieren. Die fünf einzigartigen Häuser erinnern so auch an große Hinkelsteine. Von außen sind sie abgerundet, asymmetrisch, uneben – von innen dagegen entstehen gerade Wände und rechte Winkel, sodass normale Möbel in das neue Heim passen.
Mitte 2019 soll das erste Haus bezugsfertig sein. Bei den vier weiteren will man von den Erfahrungen im Bau, aber auch den ersten Erfahrungen der Bewohner lernen. Wird das erste Haus noch an der Technischen Universität Eindhoven gedruckt; so soll das letzte, dreigeschossige Gebäude sogar vor Ort entstehen.
Vertikaler Wald
Für weniger Beton in den Städten steht der Begriff „Bosco Verticale“ (vertikaler Wald). Der italienische Architekt Stefano Boeri gilt als sein Erfinder. Er entwarf auch zwei Projekte in den Niederlanden: den 70 Meter hohen Trudo-Turm in Eindhoven und das Projekt Wonderwoods in Utrecht. Nach Mailand, Lausanne, Paris und Nanjing bekommen nun auch die Niederlande nicht einen, sondern gleich zwei vertikale Wohnwälder. Die Idee dahinter: bessere Luftqualität in den Städten. So kann der 90 Meter hohe Hawthorn-Turm im Bahnhofsgebiet von Utrecht mit seinen 360 Bäumen, 9640 Sträuchern und Blumen mehr als 5,4 Tonnen CO2 absorbieren. Mit dem Trudo-Turm in Eindhoven wird dabei erstmals noch ein weiterer Aspekt umgesetzt: Der 70 Meter hohe Wohnturm soll 125 Sozialwohnungen und Wohnungen für junge Leute umfassen.
Aber auch Luxus und Nachhaltigkeit lassen sich vereinen: Das QO Hotel in Amsterdam ist eines der ersten Hotels in Europa, das mit dem LEED Platin- Label ausgezeichnet wurde. Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ziehen sich durch das gesamte Gebäude mit seinen 300 Zimmern.
Gewächshaus
Große Fenster lassen viel Tageslicht herein, was den Energieverbrauch für die Beleuchtung senkt. Gleichzeitig kann die intelligente Fassade, bestehend aus 1638 bewegbaren Stahlpaneele, bei Bedarf die Zimmer abdunkeln und so die Raumtemperatur regulieren. Dazu schieben sich die Stahlplatten vor die Fenster. Dadurch lassen sich bis zu 65 Prozent Energie beim Heizen und sogar bis zu 90 Prozent bei der Klimatisierung einsparen.
Und es geht noch weiter: Das Grauwasser wird für die Toilettenspülung verwendet, elektrische Ladesäulen auf dem Parkplatz dürfen natürlich auch nicht fehlen und auf dem Dach ist sogar ein Gewächshaus integriert, in dem Lebensmittel für zwei Restaurants im Haus erzeugt werden.
*Diese Artikel ist zuerst im Wirtschaftsmagazin MARKT der Deutsch-Niederländischen Handelskammer erschienen *
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