Die Geschichte von Lightyear liest sich wie ein Kinderbuch. Es begann 2013 als Studierendenprojekt an der TU Eindhoven. Jetzt ist Lightyear auf dem besten Weg, als erstes Unternehmen ein kommerzielles Solarauto auf den Markt zu bringen.
Das Solar Team Eindhoven nahm an der World Solar Challenge teil, einem 3.000 km langen Rennen quer durch Australien, bei dem 50 Studierendenteams mit ihren selbstgebauten Solarautos gegeneinander antreten. Das Solar Team Eindhoven gewann diese Weltmeisterschaft für Solarautos insgesamt viermal mit seinen selbstgebauten Autos Stella und Stella lux.
Nach diesen internationalen Erfolgen beschlossen die Studierenden 2016 mit dem Ziel, das erste kommerzielle Solarauto auf den Markt zu bringen, ein Unternehmen zu gründen. Sie nannten ihr Unternehmen Lightyear. Der Name bezieht sich auf das Ziel, bis zum Jahr 2035 ein Lichtjahr in Kilometern mit Solarenergie zurückzulegen. Tom Selten, Leiter Business Development & Public Affairs bei Lightyear: „Der Mobilitätssektor erlebt ein einmaliges Ereignis: Den Wechsel von der Abhängigkeit von endlichen fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien. Wir müssen Lösungen entwickeln, die unsere Auswirkungen auf den Planeten drastisch reduzieren.“
Lightyear One
Ihr erstes Modell, das Lightyear One, ist bereits seit mehreren Jahren in Arbeit. In dieser Zeit hat sich das Startup zu einem Unternehmen mit über 120 Mitarbeitern entwickelt. Alle paar Monate wird auf der Website berichtet, dass das innovative Unternehmen den nächsten Meilenstein erreicht hat. Von den ersten Solardächern im September 2018 bis hin zu einer Flotte von Forschungsfahrzeugen im Frühjahr 2020.
In den ersten Monaten des Jahres 2021 wurden Investitionen in Höhe von ganzen 60 Millionen Euro getätigt, sodass die kommerzielle Fertigung des Lightyear One nun endlich beginnen kann.

Elektroauto, das häufig ohne Ladestation auskommt
In der ersten Jahreshälfte 2022 soll die erste Serie von 946 Exemplaren des Lightyear One zu einem vorläufigen Preis von 149.000 Euro ausgeliefert werden. Mit einer Reichweite von über 700 Kilometern liegt die fünfsitzige Limousine weit vor ihren elektrischen Konkurrenten. Daher zielt das Solar-Elektroauto preislich zunächst auf das obere Marktsegment. Lightyear rechnet jedoch damit, bis 2023 bis zu 100.000 Autos jährlich bauen zu können. Bis dahin werden Solarautos in der Einstiegsklasse etwa 50.000 Euro kosten und damit in derselben Preisklasse liegen wie ein Tesla Model 3.
Elektrofahrzeuge sind laut Lightyear zwar ein Schritt in die richtige Richtung im Vergleich zu Verbrennungsmotoren, aber sie stehen vor einem großen Henne-Ei-Problem: Muss zunächst das Ladenetz ausgebaut werden? Oder müssen sich Verbraucher zunächst Elektrofahrzeuge kaufen, um die Nachfrage nach dieser Infrastruktur anzukurbeln? Für Lightyear ist diese Diskussion nachrangig.
„Die Lösung von Lightyear besteht darin, ein Elektrofahrzeug zu bauen, das überall funktioniert. Da ein solarbetriebenes Fahrzeug keine Ladeinfrastruktur benötigt, ist das Konzept von Solarautos extrem skalierbar“, so Tom Selten.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass das Lightyear One eigentlich ein Elektrofahrzeug mit zusätzlichen Solarzellen ist und nicht nur mit Solarenergie betrieben wird. Auch wenn die Sonne nicht scheint, können Sie mit Ihrem Auto fahren. Und wenn die Batterie leer ist, kann man das Auto einfach an die Steckdose anschließen, genau wie andere Elektroautos.
Solarzellen
Dank des Schiebedachs und der Solarzellen in der Motorhaube, die aus fünf Quadratmetern Solarzellen bestehen, kann sich das Auto selbst aufladen, wenn es Tageslicht aufnimmt. Dadurch muss das Auto seltener an der Ladestation stehen, was Strom spart und somit gut für die Umwelt ist.
„Der Mobilitätssektor erlebt ein einmaliges Ereignis: Den Wechsel von der Abhängigkeit von endlichen fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien. Wir müssen Lösungen entwickeln, die unsere Auswirkungen auf den Planeten drastisch reduzieren.“
Bei typisch nordeuropäischem Wetter kann der One mit selbst erzeugtem Solarstrom 55 Kilometer am Tag zusätzlich fahren. Das entspricht einer Abdeckung von 60 % des täglichen Pendlerverkehrs, d. h. der Fahrt von zu Hause zur Arbeit und zurück.
710 Kilometer Reichweite mit einer kleinen Batterie
Was den One besonders auszeichnet, ist seine große Reichweite: Nach aktuellen Tests des Unternehmens kann man mit einer Batterie etwa 710 Kilometer weit fahren. Das ist etwa doppelt so viel wie die meisten Elektroautos aktuell erreichen. Dabei ist die Batteriekapazität recht gering: nur 60 kWh.
„Diese Leistung bestätigt unsere patentierte Technologie und zeigt, dass wir unser Versprechen, das effizienteste Elektroauto auf den Markt zu bringen, einhalten können. Der aktuelle Prototyp erreicht eine Reichweite von 710 Kilometern mit einer relativ kleinen Batterie und einem Energieverbrauch von 85 Wh/km bei einer Geschwindigkeit von 85 km/h. Selbst die effizientesten Elektroautos, die heute auf dem Markt erhältlich sind, verbrauchen bei dieser relativ geringen Geschwindigkeit 50 % mehr Energie“, sagt Lex Hoefsloot, CEO und Mitbegründer von Lightyear.
Hohe Effizienz
Diese große Reichweite ist vor allem auf die Effizienz des Solarautos zurückzuführen. Der Wagen wiegt dank einer Karosserie aus Kohlefaser und einem Aluminiumchassis nur 1.300 Kilogramm. Außerdem verfügt der One über eine optimale Aerodynamik. Tests im Windkanal haben sogar ergeben, dass es sich um das aerodynamischste kommerzielle Fahrzeug aller Zeiten handelt. Das Solarauto hat einen sehr niedrigen cw-Wert von 0,20, auch bekannt als Luftwiderstandskoeffizient: ein Weltrekord. Das zeigt, dass sich das Auto leicht durch strömende Luft bewegt.
Und wenn die Sonne nicht so sehr scheint oder die Batterie leer ist, kann man den Lightyear One auch auf verschiedene Arten mit einem Stecker aufladen. Sie können das Auto zu Hause an eine Steckdose anschließen, es kann an eine Schnelladestation oder eine normale Ladestation angeschlossen werden.
Und die kleine Batterie ist sehr praktisch beim Aufladen. Denn jeder Elektroautofahrer weiß: Je kleiner die Batterie, desto schneller ist sie wieder voll. Nach einer Stunde an einer öffentlichen Ladestation (11 kWh) können Sie bereits wieder 90 Kilometer weit fahren. Zum Vergleich: Ein Tesla Model 3 hat eine Ladegeschwindigkeit von etwa 60 Kilometern pro Stunde bei gleicher Ladekapazität.