Wie aus einer Dorfschmiede durch einen Erdbohrer ein Hightech-Familienbetrieb wurde, der heute Spezialprojekte für die Bundeswehr und die deutsche Wissenschaft durchführt.
Gleich hinter der Grenze zu den Niederlanden eröffnete Hendrik Eijkelkamp 1911 in dem Dorf Lathum in der Provinz Gelderland seine Schmiede. Der Sohn, Jan Eijkelkamp, entwickelte um 1948 einen Erdbohrer, der die Richtung des Unternehmens endgültig bestimmen sollte. Mittlerweile führt Huug Eijkelkamp das Unternehmen, das weltweit in 90 Ländern vertreten ist, 175 Mitarbeiter beschäftigt und seit 2011 den Status „königlich“ hat, in vierter Generation: Royal Eijkelkamp.
Als Hendriks Enkel hat Fons Eijkelkamp die gesamte Entwicklung von einem soliden Erdbohrer bis zur Schwerpunktverlagerung auf alles, was mit Lebensquellen, Boden- und Wasseruntersuchungen zu tun hat, möglich gemacht. Vom Dorfschmied zum Hightech-Fertigungsunternehmen von Produkten für Boden, Wasser, Pflanzen und Klima.
Innovationen für ein besseres Bodenleben
Seit Fons vor drei Jahren das Leitung an seinen Sohn Huug übergeben hat, engagiert er sich hauptsächlich in der Eijkelkamp Foundation und der NL-Food Security Alliance (NL-FSA).
Er ist auch der Erfinder von InnoFields, einem 6 Hektar großen Gelände neben dem Hauptsitz in Giesbeek. Dort werden zusammen mit anderen Beteiligten die neuesten Techniken zur Erforschung von Grundwasser, Pflanzen und Klima sowie Satelliten, Drohnen, Sensoren und künstliche Intelligenz getestet. „Für uns ist der ganzheitliche Ansatz wichtig. Von den verschiedenen Techniken lernen und Teams, in denen Menschen mit Universitäts- und MBO-Hintergrund zusammenarbeiten.“
Deutschland ist schon seit Jahrzehnten wichtig
Deutschland hat bei der Entwicklung von einer Schmiede zum Hightech-Fertigungsunternehmen eine große Rolle gespielt, sagt Eijkelkamp. „Als Kind habe ich Anfang der sechziger Jahre geholfen, Briefmarken zu kleben, um unsere Kataloge mit Erdbohrern nach Deutschland zu schicken. Inzwischen haben wir uns in der deutschen Forschungswelt einen Namen gemacht und entwickeln zusammen mit großen deutschen Beteiligten Spezialgeräte.“
Das Geheimnis? „Wir wollen nicht von anderen abhängig sein. Wir haben uns auf die Herstellung von Spezialprodukten in kleinen Serien spezialisiert. Und wir bleiben mit beiden Beinen auf dem Boden, das wird in Deutschland sehr geschätzt.“
Mit Markus Reißig hat Eijkelkamp einen Mitarbeiter, der in beiden Ländern zu Hause ist. Der gebürtige Deutsche lebt seit 1996 in den Niederlanden und ist seit mehr als 15 Jahren für das Unternehmen tätig. „Wenn ich eine deutsche Universität betrete, passiert es regelmäßig, dass ich den Eijkelkamp-Katalog mit Erdbohrern im Regal stehen sehe.“
Aber heute geht es bei der Zusammenarbeit viel häufiger um neue Technologie und Wissen. „Die Niederlande und besonders Lifeport verfügen über großes Fachwissen, wir haben mit der Universität Wageningen ein führendes Wissensinstitut, an dem viele Deutsche studieren und arbeiten.“
Mehr Kooperation mit Deutschland
Trotzdem kann die Zusammenarbeit mit Deutschland für Fons Eijkelkamp noch ausgebaut werden. Über The Economic Board hat er sowohl die Hochschule Kleef als auch die Universität Wageningen in das Testfeld InnoFields eingebunden. Und im europäischen Projekt EU 2027 will er mit einer deutschen Universität um die Themen Healthy Soil und Food zusammenarbeiten. „Indem wir in der Praxis mehr zusammenarbeiten, können wir besser von den Stärken des anderen profitieren.“
Als konkretes Beispiel nennt er das Bodenleben, das sich sowohl in Deutschland als auch in den Niederlanden über die Jahre hinweg verschlechtert hat. „In der NL-Food Security Alliance arbeiten wir mit Ingenieurbüros wie Deltares, Witteveen+Bos, mit Banken wie der Rabobank, aber auch mit vielversprechenden Startups wie Bodemliefde zusammen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich auch deutsche Akteure anschließen können.“
Sonderprojekte mit Universität und Bundeswehr
Mit dem Aufkommen des Internets bekommt Royal Eijkelkamp Kunden aus einem immer größeren Kreis in Deutschland. Nach Universitäten, die sich auf Bodenforschung spezialisiert haben, Ingenieurbüros und Bohrfirmen weiß nun auch die Bundeswehr, wo sie das Familienunternehmen findet.
Für einen neuen Militäreinsatz müssen die Aufklärer der Armee einschätzen können, ob ein bestimmtes Geländestück z. B. für die Landung von Flugzeugen geeignet ist. Fallschirmspringer werden in einer Höhe von 8.000 Metern mit Geräten abgesetzt, die den Bodenwiderstand messen können. „Sie suchten ein Gerät, das mit diesen extremen Bedingungen umgehen kann. Es war eine sehr spannende und schöne Herausforderung für uns, dies gemeinsam zu entwickeln.“
Auch die Universität Kiel klopfte bei Royal Eijkelkamp an. „Sie sind in Deutschland wirklich das Institut, wenn es um Bodenkunde geht. Der inzwischen pensionierte Professor wird auch als ‚Bodenpapst‘ bezeichnet.“
Die Universität suchte nach einer Möglichkeit, besser Proben zu nehmen und die Bodenverdichtung zu messen. „Ein Gerät, das gut mit dem Labor verbunden ist. Gemeinsam konnten wir etwas entwickeln, das nun auch an anderen Universitäten eingesetzt wird.“
Das sind Aufträge, die Royal Eijkelkamp gerne annimmt. „Gemeinsame Entwicklungen mit Universitäten und deren Ausgründungen. In dieser Art von Projekten werden die gegenseitigen Stärken sehr gut zusammengebracht.“ Das sind Projekte, die sich für viele normale Unternehmen nicht lohnen würden, sagt er. „Wir können diese Art von kleiner Forschung vermarkten, weil wir bereits gut 50 Jahren Erfahrung damit haben. Wir produzieren nicht für die Masse, wir machen einzigartige Geräte für Nischen.“
Hightech-Feldgeräte
Das Familienunternehmen sieht in Deutschland viele Möglichkeiten für spezielle Bohrtechniken für Feldforscher, um zum Beispiel Bodenverhältnisse zu messen. Wenn es die Coronakrise zulässt, kehrt Eijkelkamp mit rollendem Material nach Deutschland zurück, um den Bodenexperten die Hightech-Feldgeräte live vorzuführen.
Viel verspricht sich Eijkelkamp auch von einer kleinen selbstfahrenden Raupenmaschine, die den Boden rund um die Fundamente von Gebäuden und Bauwerken untersuchen kann. „Überall auf der Welt leiden wir unter Trockenheit, deshalb wird diese Art von Tests immer wichtiger, weil man Absackungen dadurch vermeiden kann.“
Das Gleiche gilt für die Brückeninstandhaltung, mit der die Niederländer als Wasserland viel Erfahrung haben. „Früher brauchte man für solche Messungen einen großen Kran. Dafür haben wir jetzt viel praktischere Lösungen.“
Eijkelkamp Foundation
Eijkelkamp bringt seine Liebe für besondere Projekte nun auch eine eigene Stiftung ein. Im zweiten Teil des Interviews erzählt Fons Eijkelkamp, wie das Fachwissen bei Wasserprojekten in Benin eingesetzt wird und warum die Erfahrungen dort auch für das Unternehmen gut sind.
An diesem Beitrag haben mitgewirkt:
- Produktion: Emma van Harten
- Partnerships: Derk Marseille
- Redaktion: Bertus Bouwman und Peter Oehmen
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