Design spielt bei professionellen Maschinen und Produkten eine immer größere Rolle, sagt der Designer Jacques Stevens, Geschäftsführer von Idpartners Industriedesign aus Enschede. Er teilt seine Erfahrungen, die er in Deutschland und den Niederlanden gesammelt hat.
Der Einsatz von Design auf dem Markt für professionelle Produkte, wie Maschinen und Geräte, ist auf dem Vormarsch. Die Qualität der Maschinen steigt und die Funktionsunterschiede werden stets kleiner, auch kann die Produktion an anderen Orten der Welt günstiger sein. Aus diesem Grund können andere Faktoren den Unterschied zwischen erfolgreichen Maschinen ausmachen und sowohl Produktdesign als auch UX-Design bieten hierfür großartige Mittel. Beim Design geht es nicht nur darum, Maschinen schöner zu machen, sondern vor allem darum, die Qualität sichtbar zu machen.
Gutes Design steht für gute Qualität. In diesem Artikel werden die verschiedenen Funktionen des Designs anhand konkreter Beispiele aus der Praxis der Designagentur IDpartners erläutert, die vor fast 30 Jahren gegründet wurde und ihre Wurzeln an der Universität Twente hatte.
Eine gute Gestaltung kann auch die Funktionalität eines Produkts verbessern. Darüber hinaus vermittelt Design ein bestimmtes Gefühl, was wiederum kommerziell wichtig ist, beispielsweise um das Marketing zu unterstützen.
Funktional
Eine Maschine oder ein Gerät erfüllt eine oder mehrere Funktionen. Dies ist der Grund, warum der Benutzer das Produkt anschafft. Die Benutzung und die Funktionalität können durch das Design verbessert werden, indem beispielsweise die Funktionen hervorgehoben werden, sodass klar erkennbar wird, was konkret im jeweiligen Prozess stattfindet. Es kann auch eingesetzt werden, um für ein kraftvolles Erscheinungsbild zu sorgen, in dem visuell Energie hinzugefügt wird, Design kann auch ein dynamisches Image schaffen, bei Produkten bei denen Geschwindigkeit eine Rolle spielt. Als Beispiel dazu findet sich hier das Ausgleichsgewicht eines Kamerakrans, das beim Ein- und Ausfahren des Arms schnell hin und her gleitet (rotes pfeilförmiges Element.
Auch Geräte, die an sich statisch sind, aber intern auf dynamische Weise eine Funktion erfüllen, können auch von außen überzeugend und dynamisch wirken. Als Beispiel kann eine Spritzgussmaschine genannt werden, bei der Kunststoff mit hoher Geschwindigkeit zu einem Produkt geformt wird. Da diese Maschinen schnell und zuverlässig sind, muss das Design dies wiederspiegeln.
Es ist auch wichtig, dass der Benutzer versteht wie eine Maschine funktioniert, wo eventuelle Gefahren bestehen, wo die Bedienseite ist und wo die Bedienfunktionen sind. All das kann mit Design unterstrichen worden. Das macht die Verwendung, Installation und Wartung einfacher, sicherer und fehlerfrei.
Der Prozessbereich einer Druckmaschine für Glasflaschen muss schnell erreichbar sein und deshalb müssen die Türen auf Höhe des Prozesses schnell geöffnet werden können. In diesem Beispiel ist dies möglich, indem die untere Tür nach unten bewegt wird. Gleichzeitig öffnet die obere Tür nach oben, weil zwischen den beiden eine mechanische Verbindung hergestellt wurde. Dieses Beispiel für Ergonomie und Maschinendesign richtet sich auf den Kernprozess. Allgemein gilt, dass mit UX-Design (User Experience Design) Produkte benutzerfreundlicher gestaltet werden können, sodass sie effizienter werden und einfacher und fehlerfreier verwendet werden können. Dies gilt auch für die Bedienfelder und Bildschirme, auf denen Informationen klar und deutlich lesbar sein müssen.
Emotional
Ein großer Teil von Kommunikation (70 %) ist nonverbal und visuell. Deshalb hat Design einen starken Einfluss auf den Eindruck, der von einer Maschine entsteht. Sieht die Maschine robust aus, wirkt die Maschine hygienisch, und/oder gut konstruiert und schafft Vertrauen? Alles dies sind Aspekte, die mit Design stark beeinflusst werden können, denn Maschinen haben auch einen emotionalen Wert für den Benutzer und den Kunden. Insbesondere für Maschinen ist es wichtig, dass sie die Erwartungshaltung des Kunden auch mit ihrem Erscheinungsbild erfüllen. Die damit entstehende Ausstrahlung kann Eigenschaften, wie Stolz, Hygiene, Benutzerfreundlichkeit, Ästhetik und Wiedererkennungswert ansprechen.
Persönliche Zuneigung spielt für Industrieprodukte eine kleinere Rolle als für Konsumgüter, aber es gibt durchaus Emotionen im Sinne einer Erwartungshaltung. Das Erscheinungsbild verspricht bestimmte Eigenschaften, die in Deutschland als „Qualitätsversprechen“ bezeichnet werden. Dies beeinflusst auch das Image einer Marke, welches mit Gesamteindruck und erwünschtem Verhalten zu tun hat. Wenn beispielsweise eine Marke mit einem soliden Ruf ein weniger solides Produkt auf den Markt bringt, entspricht dies nicht den Erwartungen von Käufern und Benutzern.
Marken nutzen deshalb Design, um auf bestimmte Art Zuneigung oder positive Emotion zu erzeugen. Im Folgenden ist beispielhaft eine Maschine dargestellt, die hygienisch entworfen ist und dies auch zeigt. Die Maschine ist von innen hygienisch gestaltet und daher leicht zu reinigen, was nicht nur die technischen Daten belegen, sondern auch durch das Erscheinungsbild unterstrichen wird.
Die emotionale Funktion von Design hat daher mehrere Aspekte:
- Starke Marken wünschen einen positiven Ruf und Design kann dies unterstützen;
- Mit Design können Sie positive Emotionen und Zuneigung erzeugen;
- Design kann die Kernmerkmale oder die Charakteristika einer Marke stärken (z. B. Hygiene am Beispiel von Repak).
Unter eine Marke fallen oft mehrere Produkte oder Produktlinien, ein einheitlicher Auftritt in Form von Corporate Design unterstreicht die Markenzugehörigkeit der einzelnen Produkte und schafft Übersichtlichkeit im Markt.
Kommerziell
Wie bereits erwähnt, unterstützt Design die Vermarktung einer Maschine. Für das Marketing wird es somit einfacher das Produkt über den Vertrieb an den Kunden zu bringen. Wenn eine Maschine oder ein Gerät Aufmerksamkeit erregt, indem bestimmte Eigenschaften des Designs wie Hygiene, Robustheit, Geschwindigkeit oder Leistung hervorgehoben werden, kommuniziert die Maschine selbst ihre Eigenschaften und der Umsatz steigt.
Ein auffälliger Auftritt im Vergleich zur Konkurrenz sorgt ebenfalls für Aufmerksamkeit für die Maschine und sorgt entsprechend für erstes Interesse.
Das Beste ist, wenn das Produkt überzeugend aussieht, dann spricht man von: „Fit for duty“. Nachfolgend finden Sie das Beispiel einer Schlauchpumpe, die hauptsächlich in der Schwerindustrie eingesetzt wird. Um in diesem Sektor zu bestehen, muss die Pumpe überzeugend aussehen, das heißt robust und leistungsstark. Diese Pumpen werden auch in Industrieanlagen und -umgebungen eingesetzt, in diesem Kontext würde ein verfeinertes, leichtes Design den Aspekt „Fit for Duty“ ernsthaft beeinträchtigen und der Markt wäre von der Qualität weniger überzeugt.
Konsequent und konsistent
Wie auch bei der emotionalen Funktion ist es wirtschaftlich sinnvoll, ein durchgehendes Design zu verwenden, welches über einen längeren Zeitraum eingesetzt wird, so dass sich eine Marke konsistent entwickeln kann. Wenn sich das Design bei jeder Maschine ändert, wird eine Marke schwieriger zu erkennen, mit der Folge, dass das gewünschte Image nicht deutlich wird. Die neue Schlauchpumpe basiert auf wiedererkennbaren Elementen und Farben der vorherigen Pumpengeneration.
Bei einer neuen Maschine, die mit anderen Maschinen konkurrieren muss, ist es wichtig, die Aufmerksamkeit und Neugier des potenziellen Käufers zu wecken. Unten ist ein neues USV-System von Hitec Power Protection zu sehen, die Power Pro 2700. Es ist wichtig, dass dieses Gerät die Zuverlässigkeit einer garantierten Energieversorgung ausstrahlt.
Branding
Ein wichtiger kommerzieller Aspekt ist die Erkennbarkeit der Qualitäten einer Marke. So hat beispielsweise Oerlikon die Marke Metco übernommen, dies hat zur Folge, dass die neuen Maschinen nicht nur technisch erneuert werden, sondern auch Oerlikons Corporate Design erhalten. Die neue SurfaceOne-Beschichtungsmaschine wurde deshalb mit Bezug zum Oerlikon-Branding entworfen.
Ein weiterer wirtschaftlicher Aspekt ist, dass die wiederkehrenden Formteile eine Art Standardisierung bieten können. Die Teile können in größeren Mengen hergestellt werden, was einen Einkaufsvorteil ergibt.
Diese Wiederverwendung spart dann auch Entwicklungszeit und damit Kosten, und wenn das Design gut beschrieben ist, gibt es auch eine Richtlinie bzw. ein Handbuch, mit dem ein konsequentes Design für neue Teile möglich wird.
Der modulare Aufbau von Maschinen kann somit auch schon im Design aufgenommen werden. Zum Beispiel durch Benutzung der gleichen Rahmenteile, Deckel oder Türen. Im Falle von „Van Dam Machine“ aus Amsterdam wurde das Design auch in den modularen Aufbau aller Maschinen einbezogen. Die Rahmen und Gehäuse wurden ebenfalls modular aufgebaut und auf die verschiedenen Maschinen übertragen. Das Design ist auf alle Maschinen abgestimmt, somit entstand ein Corporate Design mit eindeutiger Wiedererkennbarkeit.
Modellschutz
Abschließend bietet die Schaffung von einzigartigen Stilmerkmalen die Möglichkeit einen Designschutz zum Schutz des Produkts vor Plagiaten zu beantragen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu sichern. Spezifische, nicht funktionelle Formen können durch Designregistrierung in den Benelux-Ländern oder weltweit erfasst werden.
Der Erfolg von Design ist kaum zu quantifizieren, aber wenn Maschinen und Geräte in Bezug auf Qualität gut verarbeitet sind und durchdacht aussehen, trägt dies positiv zu den drei Funktionen bei, die Design erfüllt: funktional, emotional und natürlich kommerziell. Produkte, die überzeugend gestaltet und einfach zu bedienen sind, sind laut Lucas Verwey unwiderstehlich. (Autor des Buches „De design factor“)
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