Auf der eMove360° Europe präsentiert Westport Fuel Systems sein zweistufiges System, um Motoren von Diesel auf Wasserstoff umzurüsten. Für den Langstreckenverkehr lässt sich diese Lösung schneller und kosteneffizienter umsetzen als die Umstellung auf Elektro- oder Wasserstofffahrzeuge.
Vom 5. bis 7. Oktober findet in Berlin die weltweit größte Fachmesse für Mobilität 4.0 – die eMove360° Europe – in Berlin statt. Hier kommen Entwickler, Designer, IT-Experten sowie Käufer und Anwender aus aller Welt zusammen, um sich über zukunftsorientierte und nachhaltige Mobilitätslösungen auszutauschen. Auch Westport Fuel Systems aus dem niederländischen Eindhoven wird an der eMove360° Europe teilnehmen.
Der kanadische Konzern hat 2014 das niederländische Unternehmen Prins übernommen. Vielen deutschen Autofahrern dürfte Prins im Zusammenhang mit Flüssiggasanlagen für Pkw ein Begriff sein, denn in diesem Bereich ist Prins seit vielen Jahren Marktführer. Bei Gasantrieben im Personen- und Nutzfahrzeugsegment hat das Unternehmen umfangreiche Expertise aufgebaut, die bei Westport Fuel Systems im Heavy-Duty-Bereich – Lkw und Maschinen – eingesetzt wird.
Erreichen von Zero Emission
Ein Ziel von Westport Fuel Systems, sagt der technische Direktor von Westport Fuel Systems, Bas ten Broeke, ist es, die Klimaprobleme, vor denen wir stehen, in den Griff zu bekommen. Daran arbeitet das Unternehmen seit seiner Gründung. Im Mittelpunkt stehen dabei die europäischen Klimaschutzziele mit Zero Emission. Die Herausforderungen, um diese Ziele zu erreichen, sind riesig. Dabei ist Fahrzeugtechnologie ein wesentlicher Bereich und Infrastruktur ein anderer.
Die wesentlichen Antriebstechnologien sind Verbrennungsmotoren, Elektromotoren oder Brennstoffzellen. „Jede Technologie hat ihren Platz und ihre Zeit“, so Bas ten Broeke. „Was ist in den nächsten 20 Jahren relevant und vor allem umsetzbar?“ Grundsätzlich geht es um das Timing von unterschiedlichen Faktoren: der Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Technologie sowie dem Vorhandensein der Infrastruktur.

Langstrecke ist die Herausforderung
Die Technologie im Bereich Pkw entwickelt sich langsam weiter. Die Zahl der Elektroautos – sowohl hybride als auch vollelektrische – steigt und einige Wasserstoffmodelle sind auf dem Markt. Mit zunehmender Zahl von Elektroautos hat sich auch die Ladeinfrastruktur entwickelt und auch die Anzahl der Wasserstofftankstellen ist langsam gestiegen.
Im Kurzstrecken- und Stadtverkehr ist eine Vielzahl elektrischer Nutzfahrzeuge im Einsatz. Der Lastverkehr auf der Langstrecke bleibt jedoch eine Herausforderung, da hier die Anforderungen erheblich höher liegen. Die großen Hersteller arbeiten unter Hochdruck an Zugmaschinen und Speicherlösungen. Das große Problem hier ist die Infrastruktur, deren Ausbau dauert und ist mit erheblichen Kosten verbunden.
Lösung für die Zukunft
Die Entwicklung von Technologie und Infrastruktur ist laut Ten Broeke im Grunde ein Henne-Ei-Problem. Technologie erfordert ab einem bestimmten Punkt eine vorhandene Infrastruktur, die wiederum vorwiegend dann ausgebaut wird, wenn es viele Nutzer dieser Technologie gibt. Westport Fuel Systems verfolgt daher einen Ansatz in zwei Schritten, der effizient und vor allem schnell umsetzbar ist.
Im ersten Schritt sollen vorhandene Dieselflotten auf ein Hybridsystem umgerüstet werden. Euro-6-Diesel ist bereits sehr sauber und wenn 30-50 % Diesel mit Wasserstoff ersetzt werden, können CO2-Einsparungen in Höhen von 50 % erzielt werden. Dieser Schritt ist schnell umsetzbar, da das System vorhanden ist und die Umrüstung der Fahrzeuge ist vor allem kostengünstig. Gleichzeitig entstehen durch die verstärkte Nachfrage nach Wasserstoff Impulse, die Infrastruktur für Wasserstoff ausgebaut werden.

Der zweite Schritt ist dann der komplette Wechsel auf Wasserstoff, der mit Hilfe der HPDI-Technologie in Dieselmotoren eingesetzt werden kann. Diese Technologie, die in Deutschland noch nicht verfügbar ist, hat Westport Fuel Systems in Kanada entwickelt. Innerhalb von vier bis fünf Jahren könnte diese Technologie auch auf dem deutschen Markt eingeführt werden. Das System beruht auf bewährter Technologie und kann eine höhere Effizienz als eine Brennstoffzelle erreichen, sagt Bas ten Broeke.
Kostengünstig und schnell
Die Anschaffung neuer Elektrofahrzeuge ist mit erheblichen Investitionen verbunden und die Reichweitenproblematik im Langstreckenverkehr ist noch lange nicht gelöst. Daher ist die Alternative, den bestehenden Fuhrpark zunächst auf ein Dualsystem und später auf ein HPDI-System umzurüsten, wesentlich kostengünstiger. Außerdem wird für Brennstoffzellen sehr reiner Wasserstoff benötigt, während der Dualmotor auch weniger reinen Wasserstoff nutzen kann.
Westport Fuel Systems will dieses System auf der eMove360° Europe in Berlin vorstellen und mit Transportunternehmen, Flottenmanagern, Herstellern, Behörden und der Politik ins Gespräch kommen. Die öffentliche Diskussion wird momentan hauptsächlich über Elektro, Wasserstoff und eFuels geführt, aber es bestehen äußerst interessante Alternativen, um Zero Emission zu erreichen.
Unterstützt wird Westport Fuel Systems von der BOM, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Brabant. Zu den Aufgaben der regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft zählen Investitionen, Innovationen und Internationalisierung. Das Team von BOM International Trade unterstützt Unternehmen aus Brabant bei dem Schritt auf den deutschen Markt, indem sie Kontakte deutschen Unternehmen, Partnerorganisationen und Behörden herstellt.