Als Vorreiter nutzen die deutsche und niederländische Industrie die Hannover Messe, um gemeinsam grüne und digitale Innovationen in Europa zu beschleunigen. Auf dem Europatag am 31. Mai werden die Nachbarländer in verschiedenen Bereichen die Notwendigkeit eines zunehmend integrierten industriellen Wertschöpfungsnetzes aufzeigen.
In den letzten Jahren ist sehr deutlich geworden, dass Europa zu verwundbar und zu abhängig von anderen Kontinenten ist, sagt der Vorsitzende des Unternehmerverbands FME, Theo Henrar. Als Beispiel nennt er die Auswirkungen auf die europäischen Lieferketten und Unternehmen, als China nach dem Ausbruch der Covid-Pandemie abgeschottet wurde. „Europa braucht eine intelligente, mehrgleisige Politik für strategische Autonomie und Reshoring.“
Henrar möchte, dass Europa gemeinsam riskante Abhängigkeiten, wie zum Beispiel bei Rohstoffen und Medikamenten, abbaut. Wir müssen uns für eine geografische Diversifizierung entscheiden, das heißt von der Produktionskette zum Produktionsnetz.“
Ihm zufolge macht die Digitalisierung dies möglich. „Nutzen Sie prädiktive Analyse mittels KI, um bevorstehende Engpässe zu erkennen, nutzen Sie digitales Twinning und Augmented Reality, leiten Sie Teile an einen 3D-Drucker weiter, gehen Sie zur Servitization über. Auf diese Weise können wir weiterhin von den Vorteilen der Einbindung in globale Wertschöpfungsketten profitieren und an unserer Flexibilität und Widerstandsfähigkeit arbeiten.“
Deutschland und die Niederlande arbeiten gemeinsam an Lösungen für globale Probleme
Die europäische Zusammenarbeit ist notwendig, um die richtigen strategischen Entscheidungen zu treffen, sagt Marc Hendrikse, Vorsitzender von Holland High Tech. „Kein europäisches Land kann das allein schaffen, nicht die Niederlande und auch nicht Deutschland.“
Die deutsche und die niederländische Industrie können im Bereich Nachhaltigkeit und Klima gegenseitig eine Rolle spielen, so der Vorsitzende von Holland High Tech. „Es ist zu viel, um alles aufzuzählen: Zusammenarbeit im Bereich von emissionsfreiem Verkehr, zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, der Übergang der chemischen Industrie zu grünem Wasserstoff anstelle fossiler Rohstoffe, eine kreislauforientierte Fertigungsindustrie. Und so weiter.“
Deutschland und Niederlande sind Vorreiter in Europa
Europa muss also seine Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sichern, um nicht zwischen China und den Vereinigten Staaten zu geraten, sagt Henrar. „Hier auf der Hannover Messe zeigen europäische Unternehmen einander und der Welt, was sie gemeinsam auf die Beine stellen können. Die Niederlande und Deutschland können hier eine Vorreiterrolle in Europa einnehmen.“
Um in komplexen Zeiten und einer unruhigen Weltordnung bestehen zu können, brauchen wir eine ganzheitliche und langfristige Politik und eine klare strategische Perspektive, meint Henrar. „Alle verfügbaren politischen Kanäle müssen genutzt werden, um eine flexible, innovative und hochwertige europäische Industrie zu erhalten.“ Die Stärkung der Lern- und Anpassungsfähigkeit von Arbeitnehmern und Unternehmen steht im Mittelpunkt dieser Aufgabe, sagt er. „Denn Innovationen gehen letztlich von Menschen und Netzwerken aus.“
Zunehmender Fachkräftemangel erfordert Produktivitätssteigerungen
Seiner Meinung nach verdient der zunehmende Fachkräftemangel noch viel größere Aufmerksamkeit. „Ich möchte, dass der gesamte Lehrplan, das, was Kinder, Schüler und Studenten lernen, radikal verändert wird. Wir müssen anfangen, für die Arbeitsplätze der Zukunft auszubilden, sonst ist die gesamte europäische Wirtschaft gefährdet.“
Hendrikse warnt auch vor der Gefahr, die Schrumpfung der Erwerbsbevölkerung zu unterschätzen. „Die Auswirkungen werden enorm sein.“ Technologische Innovation muss diesen Trend umkehren. „Die Produktivitätssteigerung ist eine absolute Notwendigkeit.“
Hendrikse zufolge ist die Hannover Messe eine wichtige Plattform zur Stärkung der europäischen Zusammenarbeit, unter anderem mit Deutschland. „Es ist unser jährlicher Maßstab, die Beziehungen zu unseren deutschen Partnern zu stärken und zu verbessern.“
Seiner Meinung nach ist dies auch eine gute Möglichkeit, jedes Jahr die Bedeutung der Niederlande als Industrieland hervorzuheben. „Der Slogan, den wir seit über 10 Jahren verwenden, ist aktueller denn je: Holland High Tech: Globale Herausforderungen, intelligente Lösungen.“
Holland High Tech: internationale Vernetzung beim Europatag auf der Hannover Messe
Dienstag, 31. Mai: Europatag
09:00-12:00 Uhr | Leaders‘ Dialogue
Auf der Hauptbühne in Halle 18 diskutieren im Leaders‘ Dialogue hochrangige europäische Experten aus Wirtschaft und Politik über die europäischen Dimensionen. Wie sorgen wir dafür, dass neue Formen der Zusammenarbeit zu einer digitalisierten, widerstandsfähigen und nachhaltigen europäischen Industrie führen?
13:00-13:45 Uhr | Der Weg zur ressourceneffizienten und CO2-neutralen digitalisierten Produktion
Eine Podiumsdiskussion in Halle 8, bei der sich Unternehmer mit Dr. Thomas Koenen vom deutschen Industrieverband BDI, Matthias Zelinger vom VDMA-Kompetenzzentrum Klima & Energie und Theo Henrar, Präsident FME und Smart Industry austauschen.
13:50-14:40 Uhr | Smart Skills für die Smart Industry
Eine Podiumsdiskussion in Halle 8 über die Bedeutung der transnationalen Zusammenarbeit für die Gestaltung des „Kompetenzwandels“ in europäischen Unternehmen. Außerdem werden erste Ideen für eine konkrete (insbesondere deutsch-niederländische) Zusammenarbeit diskutiert.
15:15-17:00 Uhr | Scaling interoperable infrastructure for fast charging between the Netherlands and Germany
Mit zwei Keynotes und vier deutsch-niederländischen Diskussionsrunden geben politische Entscheidungsträger und Unternehmen einen Einblick in die Zukunft des elektrischen Fahrens in Europa. Wie sehen die wirtschaftlichen Interessen und das Klima aus der Sicht deutscher Entscheidungsträger und niederländischer Pioniere aus?
17:00-17:30 Uhr | Buchvorstellung „The 12 % Challenge“
Peter van Harten, das Gesicht der niederländischen Smart Industry, stellt sein neues Buch vor. In Anwesenheit von Spitzenvertretern der deutschen Wirtschaft spornt er Unternehmen in der Industrie an, jeden Monat 1 % digitaler zu denken und zu arbeiten.
17:30-19:00 Uhr | Europäisches Get-together
Networking im Holland High Tech House in Halle 8.
Sehen Sie sich das Programm des Holland High Tech Pavillon am Montag, den 30. Mai an.