Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) schlägt Alarm: Die Innovationskraft Deutschlands verliert an Schwung. Um darauf aufmerksam zu machen, organisiert der Verband das InnoNation Festival in Berlin, das sich auch aus den Niederlanden inspirieren lässt. Wie funktioniert die Smart-Industry-Strategie mit Fieldlabs?
Der Branchenverband BDI veranstaltet dieses Jahr erstmalig das InnoNation Festival in Berlin. „InnoNation“ ist ein Begriff, den der BDI für Deutschland als Innovationsland entwickelt hat. „Weil wir kaum auf eigene Rohstoffe zurückgreifen können und mit den niedrigen Lohnkosten aus anderen Ländern nicht konkurrieren können, bleibt Innovation der wichtigste Hebel im Wettbewerb.“
Beim InnoNation Festival, das am 3. Mai in Berlin stattfand, wurde daher zusammen mit der Unternehmensberatung Roland Berger der Innovationsindikator 2023 präsentiert. Der Bericht, der unter anderem die Innovationskraft von 35 Ländern vergleicht, zeigt, dass diese in Deutschland stagniert. Das war auch der Grund dafür, warum bei diesem Festival Innovationsmodellen, wie die Reallabore in Deutschland, betrachtet wurden. Aber auch, welche Erfahrungen man in den Niederlanden mit den 51 Smart Industry Fieldlabs gemacht hat.
Deutschland muss ein Innovationsland bleiben und die Innovationskraft sogar noch ausbauen, argumentiert der BDI. „Innovation ist keine Frage des Wollens, sondern des Überlebens.“ Die Fähigkeit zur Innovation ist die wichtigste Triebkraft für Wachstum, Beschäftigung und sozialen Wohlstand. „Wenn es uns gelingt, innovative Produkte auf den Weltmarkt zu bringen, ist das ein starkes Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen.“
Innovationsstrategie mit Smart Industry Fieldlabs als Inspiration für die Industrie
Deutschland hat Reallabore. Ein Innovationsmodell, um mit neuen Technologien und Innovationen zu experimentiert, die gesetzlich noch nicht zugelassen sind. Was dabei alles möglich ist, zeigen die über 50 Smart-Industry-Fieldlabs in den Niederlanden.
Business Development Manager Sjoerd Keijser vom niederländischen Branchenverband FME erklärt, wie sich dieses System so schnell entwickeln konnte und wie es funktioniert. „Die Initiative geht von Unternehmen und Start-ups aus, es ist wirklich eine Bottom-up-Bewegung.“
Unter der Leitung des Moderators Jan-Martin Wiarda wird die Frage aufgeworfen, ob die eigene Innovation in Deutschland zu stark reguliert ist und ob dies in den Niederlanden anders ist. „Wir fangen einfach an, das Fieldlab ist genau dazu da, Problemlösungen zu finden“, sagt Keijser.

Konstantin Kolloge ist Leiter der Geschäftsstelle Reallabore im BMWK und sagt, er schaue manchmal mit einem etwas neidischen Blick auf die Niederlande. „Deshalb tauschen wir uns hierüber auch regelmäßig aus. Mit den Reallaboren schaffen wir einen besonderen Raum, in dem Experimente möglich sind.“
Jan-Eric Putze hat als CEO des Drohnenspezialisten Droniq Erfahrung mit einem Reallabor. „Wir können alles auf Papier schreiben, zum Beispiel einen ‚Drohnen-Aktionsplan 2030‘. Aber wenn wir nichts damit tun, bleibt es auf Papier. Reallabore sind dazu da, zu zeigen, dass etwas funktioniert. Die Frage ist jedoch: Wie geht es danach weiter? Das haben wir noch nicht geklärt.“
Simone Ebel-Schmidt weist als politische Sekretärin im Vorstand der IG Metall auf die Auswirkungen von Transformationen auf die Beschäftigten hin. „Unterschätzen Sie nicht, wie wichtig es ist, die Menschen bei diesen Transformationen mitzunehmen.“
Sjoerd Keijser von FME berichtet, dass man sich in den niederländischen Fieldlabs schon seit einigen Jahren intensiv mit diesem Thema beschäftigt. „Digitale Kompetenzen sind der Schlüssel, ohne den menschlichen Aspekt finden Transformationen überhaupt nicht statt.“
Innovationen schützen die Freiheit
Länder, denen es nicht gelingt, ein Umfeld für innovative Forschung und neue Geschäftsmodelle zu schaffen, verlieren international an Bedeutung, sagt der BDI. „Die Innovationskraft unserer Wirtschaft hat deshalb im Systemwettstreit mit Autokratien eine besondere Bedeutung: Innovationen schützen unsere Freiheit.“
Mit dem Projekt „InnoNation“ setzt sich der BDI für ein nachhaltiges und innovatives Deutschland ein. „Obwohl Deutschland noch immer eine der weltweit innovativsten Volkswirtschaften ist, lässt die Innovationsdynamik nach. Die Innovationskraft von Unternehmen kann nur wachsen, wenn die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen stimmen. Das bedeutet, dass eine zukunftsorientierte Forschungs- und Innovationspolitik, die Aktivitäten von Unternehmen unterstützen muss.“
Deutschland muss nach Ansicht des BDI noch viel mehr zu einem Innovationsland werden, das nicht nur offen für Innovationen ist, sondern diese auch fördert. „Dies ist eine Gesellschaft, die Lust auf Neues hat.“