In der deutschen Wirtschaft wächst das Interesse an den Niederlanden. Elmar Bouma von der Netherlands Foreign Investment Agency (NFIA) erzählt neugierigen Unternehmern auf dem NiederlandeTag am Mittwoch, 21. April 2021, warum das so ist.
Auf dem NiederlandeTag 2021 wird Elmar Bouma von der Netherlands Foreign Investment Agency (NFIA) berichten, was er für Unternehmer tun kann. Nachdem er lange Zeit in Südostasien gearbeitet hat, ist er nun seit fünf Jahren für die NFIA tätig, unter anderem mit dem Schwerpunkt Deutschland.
Er hat bereits viele Verbindungen zum Nachbarland. „Meine Mutter ist deutscher Abstammung und dadurch habe ich viel Familie in Deutschland.“ Seit August 2020 arbeitet er daran, das Netzwerk der NFIA in Deutschland aufzubauen. „Zusammen mit Fons Stoop in München, der seit 20 Jahren in der deutschen Wirtschaft tätig ist und die NFIA in Deutschland vertritt.“
Welche Botschaft hat die NFIA beim NiederlandeTag?
Die Niederlande und Deutschland ergänzen einander, aber dieses Potenzial können wir noch weiter steigern. Deutschland ist ein großes Land mit einer breiten und starken industriellen Basis, die auf Qualität und Solidität beruht. Die Niederlande haben eine starke Position bei internationalen Dienstleistungen (z. B. Logistik und Marketing) und sind gezwungen, ständig Innovationen voranzubringen. Deutschlands industrielle Stärke und niederländische Kreativität bilden auf internationaler Ebene eine äußerst wettbewerbsfähige Kombination.
Deutsche Unternehmen können von einer Niederlassung in den Niederlanden stark profitieren. Dabei geht es nicht nur um das Betreuen und Erweitern des internationalen Kundenstamms, sondern auch um das Erproben und Entwickeln neuer Produkte, zum Beispiel in den Bereichen Elektromobilität und autonomes Fahren. Umgekehrt haben niederländische Unternehmen oftmals nicht die Größe und den Heimatmarkt, um eine starke Position auf dem Weltmarkt zu erlangen: Deutsche Unternehmen haben diese Position.
Was kann die NFIA für deutsche Unternehmen tun?
Der Niederlande Tag bietet uns die Möglichkeit, deutsche Unternehmen darüber zu informieren, welche Rolle die Niederlande in ihrer Internationalisierungsstrategie spielen können. Die Niederlande sind einer der am leichtesten zugänglichen Märkte, aber auch ein idealer Standort für Vertrieb, Marketing, Forschung und Produktentwicklung in Europa. Die NFIA kann dabei unterstützen, alle notwendigen Informationen über eine Niederlassung oder Vertretung in den Niederlanden zu sammeln. Zum Beispiel, indem sie dafür sorgt, dass ein Unternehmen mit allen richtigen Stellen und Unternehmen in den Niederlanden in Kontakt tritt und den besten Standort findet.
Deshalb haben wir im August vergangenen Jahres ein Büro im niederländischen Konsulat in München eröffnet, in dem Fons Stoop die NFIA in Deutschland vertritt. Er verfügt über langjährige Erfahrung in deutsch-niederländischen Wirtschaftskooperationen und kann deutsche Unternehmen bei der Internationalisierung sowie bei Geschäften und Investitionen in den Niederlanden gut beraten. Zusätzliche detaillierte Informationen und Unterstützung kommt von den Branchenexperten in der NFIA-Zentrale in den Niederlanden.
Was sollte ein deutscher Investor über die Niederlande jenseits der Klischees wissen, gibt es Dinge, die man tun oder besser lassen sollte?
Meine bescheidenen Tipps, was man im Voraus wissen sollte, wenn man in unserem Land Geschäfte macht: Niederländer sind pragmatisch, direkt und informell. Niederländer probieren Dinge lieber aus, anstatt sie zu lange zu analysieren. „Wir werden schon sehen, wie weit wir kommen.“ Sich auf Status oder eine Position zu berufen, geht in den Niederlanden oft nach hinten los. In den Niederlanden werden die Aufgaben erklärt und Kommentare und mögliche Gegenargumente werden angehört.
Warum sollte sich ein deutsches Unternehmen für die Niederlande entscheiden?
In den Niederlanden gibt es über 1.400 deutsche Unternehmen mit insgesamt rund 100.000 Beschäftigten. Die Niederlande liegen genauso in der Nähe wie die meisten anderen deutschen Bundesländer, aber trotzdem bringt eine Niederlassung in den Niederlanden häufig eine neue Dynamik für ein deutsches Unternehmen: neue Ideen, neue Lösungen und neue internationale Handelsnetzwerke. Für deutsche Unternehmen sind logistische Aspekte oft eine wichtige Überlegung für Investitionen in den Niederlanden. Und deutsche mittelständische, häufig familiengeführte Unternehmen schauen zunehmend in die Niederlande, um neue Kreativität zu erschließen, sich weiter zu digitalisieren und sich auch kulturell zu multinationaleren Unternehmen zu entwickeln.
Was sind die neuesten Trends?
In den letzten Jahren haben wir einen zunehmenden Trend deutscher Investitionen in Innovationsaktivitäten in den Niederlanden sowie Übernahmen in Sektoren wie der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie gesehen. Die deutsche Präsenz in den Niederlanden weitet sich aus.
Beim Niederlandetag stehen die Themen Smart Industry sowie die Agrar- und Nahrungsmittelindustrie im Mittelpunkt. Warum sind diese Themen interessant?
Ein wichtiger Aspekt der Niederlande sind die vielen Innovation Hubs, Campusse und Fieldlabs. Hier arbeiten Forschungsinstitute, Unternehmen und Regierung eng und offen zusammen, um Lösungen für die Herausforderungen von heute und morgen zu finden. Beispiele sind der Hightech Campus in Eindhoven, das Food Valley in Wageningen und die Zentren für künstliche Intelligenz in Amsterdam. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen diesen Organisationen und Unternehmen im sogenannten Triple-Helix-Ansatz, aber auch zwischen verschiedenen Fachgebieten, sind das Markenzeichen dieser Fieldlabs. Diese Hubs sind offen für ausländische Parteien, die sich an diesen Standorten niederlassen und an Innovationsprojekten beteiligen möchten. Auch deutsche Unternehmen arbeiten hier mit, etwa bei der Integration von Kamera- und Sensortechnik in autonom fahrenden Fahrzeugen.
Was macht die niederländische Infrastruktur letztendlich so interessant?
Ausländische Unternehmen schätzen die niederländische digitale und physische Infrastruktur. Geschäfte aus den Niederlanden zu machen, erleichtert die Zusammenarbeit mit anderen Ländern erheblich. Von Schiphol aus hat man direkte Verbindungen zu fast allen wichtigen Wirtschaftszentren der Welt und gleichzeitig kann man von dort aus innerhalb von zwei Stunden an jedem Ort in den Niederlanden sein. Auch bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen und Kundenservices sind niederländische Unternehmen führend.
Die Coronakrise, internationale wirtschaftliche Spannungen und in jüngster Zeit die Blockade des Suezkanals haben gezeigt, wie anfällig lange Lieferwege und wie wichtig robuste Prozesse sind. Zumindest sollten Unternehmen, die den europäischen Markt bedienen, über ein gutes Backup-System verfügen (Lagerbestände, lokale Produktion/Fertigung und digitale Kommunikation mit Lieferanten und Kunden). Die Niederlande sind mit ihrer Infrastruktur dafür gut gerüstet.
An diesem Beitrag haben mitgewirkt:
- Produktion: Emma van Harten
- Partnerships: Derk Marseille
- Redaktion: Bertus Bouwman und Peter Oehmen (sprachliche Adaption)
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