Wie sieht die Zukunft des elektrischen Ladens aus? Und welche Zukunft hat der Verbrennungsmotor?Regensburg gilt in Deutschland als einer der Spitzenreiter im Bereich Elektromobilität. Das E-Mobilitätscluster Regensburg hat niederländische Partner eingeladen, gemeinsam über eine Vision für das Jahr 2025 nachzudenken.
Nach einer kurzen Begrüßung der rund 70 Teilnehmer durch Alexander Rupprecht, Geschäftsführer der R-Tech GmbH, Jürgen Huber, Bürgermeister der Stadt Regensburg und Uwe Pfeil, Clustermanager des E-Mobilitätsclusters Regensburg, folgten Vorträge zur „Zukunft des Ladens“.
„Wir haben uns besonders gefreut, dass es Corine te Brake vom Ministry of Economic Affairs & Climate aus den Niederlanden gelungen ist, Onoph Caron, den Direktor von ELaadNL als Keynote-Speaker zu gewinnen und uns somit einen Blick über den Tellerrand zu ermöglichen. Dieser schilderte die aktuelle Situation zum Thema E-Mobilität und Laden in den Niederlanden und wagte einen Ausblick in die Zukunft.“
Caron schilderte wie viel bereits zwischen den beiden Ländern geschieht
Anfang Oktober 2019 kamen Bundeskanzlerin Merkel und Ministerpräsident Rutte in Begleitung von Regierungsdelegationen zu Gesprächen zusammen. In der Abschlusserklärung wurde betont, dass sich beide Länder für die Förderung der nachhaltigen Mobilität und die Stärkung der Kreislaufwirtschaft einsetzen werden, um die gemeinsamen Klimaschutzziele zu erreichen. Deutschland und die Niederlande arbeiten bereits seit Längerem gemeinsam daran, die Elektromobilität voranzutreiben, beispielsweise durch Vereinbarungen, die zwischen den Regierungen getroffen werden. Aber auch im Rahmen einer gemeinsamen öffentlich-privaten Partnerschaft, in der man voneinander lernt.
Caron: „Am 17. Oktober haben wir auf der eMove360 in München noch einen gemeinsamen Workshop organisiert. Unter anderem mit der e-Mobil Baden-Württemberg wurden Fragen der Ladeinfrastruktur diskutiert. Darüber hinaus besuchten das E-Mobilitätscluster Regensburg und Bürgermeister Jürgen Huber im September 2018 die Niederlande. Die Delegation besichtigte unter anderem den Utrechter Bahnhof mit seinem enormen Fahrradparkhaus und dem nahtlos angeschlossenen multimodalen Nahverkehr. Es wird schon seine Gründe haben, dass man in Regensburg inzwischen so viele elektrische Lastenfahrräder sieht!“
Mittlerweile arbeiten auch Cluster in beiden Ländern bei europäischen Projekten zusammen. „Es wird also schon in vielerlei Hinsicht an einem Strang gezogen“, sagt Caron. „Chancen bieten sich vor allem durch die Zusammenarbeit auf Projektebene und durch den Wissensaustausch. Hier im größeren Rahmen gut koordiniert zusammenzuarbeiten, ist eine gemeinsame Herausforderung.“
Verbrennungsmotor: Fast 30 % der CO2-Emissionen entstehen durch den Verkehr
Die Europäische Union will den CO2-Ausstoß bis 2030 um 40 % im Vergleich zu 1990 verringern. Dabei spielt die nachhaltige Mobilität eine wichtige Rolle. Fast 30 % des gesamten CO2-Ausstoßes in Europa sind Verkehrsemissionen und knapp zwei Drittel davon werden vom Straßenverkehr verursacht. „Darum stehen wir nun alle in der Pflicht, den Straßenverkehr mit vereinten Kräften nachhaltiger zu gestalten. Und zwar so, dass alle Interessen optimal berücksichtigt werden. Im Ergebnis bedeutet das: keine Emissionen mehr und ausgezeichnete Verkehrsverbindungen für Jung und Alt, Arm und Reich, Menschen mit und ohne Behinderung.“
Die Niederlande haben sich selbst das Ziel gesetzt, ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos zu verkaufen. „Wenn wir dieses Ziel erreichen, dann werde fast zwei Millionen Elektroautos auf unseren Straßen unterwegs sein. Dafür werden entsprechend viele Stromtankstellen benötigt – schätzungsweise 1,7 Millionen.“
Bereits jetzt verfügen die Niederlande über ein fast flächendeckendes Netz von überwiegend intelligenten, öffentlichen Ladestationen. Das ist aber noch nicht genug, sagt der Direktor von ELaadNL. „Ab 2025 müssen täglich fast 550 neue Ladesäulen installiert werden – eine enorme Aufgabe, aber ein durchaus erreichbares Ziel!“
Nationale Agenda für Ladeinfrastruktur
Die niederländische Regierung hat nun eine nationale Agenda für Ladeinfrastruktur aufgestellt. Ein landesweites Programm, das Teil des nationalen Klimapakets ist. Damit soll sichergestellt werden, dass die Einführung der Elektromobilität im Personen- wie im Güterverkehr nicht an der Ladeinfrastruktur scheitert.
Die Agenda wurde in Zusammenarbeit mit allen an der Ladeinfrastruktur beteiligten Stakeholdern auf nationaler, provinzialer und kommunaler Ebene ausgearbeitet. Auch die Betreiber der Ladestationen und Stromnetze, die Logistik- und die Automobilbranche sowie der Sektor der erneuerbaren Energien wurden dabei einbezogen.
„Eine Zunahme der Elektrofahrzeuge auf fast zwei Millionen erfordert eine Beschleunigung und Optimierung des Prozesses. Aber auch einen integrierten Ansatz: für Normal- und Schnellladestationen, für öffentliche und private Ladestationen und für eine flächendeckende Versorgung aller Regionen – auch auf dem Land. Und unter Berücksichtigung der Energiewende, aber auch der Mobilitätswende“, sagt Caron. „In der Agenda haben wir unsere gemeinsame Vision für die Ladeinfrastruktur im Jahr 2030 festgehalten, die aktuellen Hindernisse beschrieben und eine Aktionsliste für jedes Thema mit Angabe der Verantwortlichen ausgearbeitet.“
„Auch als Hauptgeschäftsführer des niederländischen Netzbetreibers E-Laad, hat es mich immer wieder erstaunt, dass wir offensichtlich davon ausgehen, dass Mobilität an den Landesgrenzen haltmacht”, sagt Caron. „Eine grenzüberschreitende, leicht zugängliche Ladeinfrastruktur, die auf gemeinsamen offenen Protokollen basiert, ist für unsere Verbraucher und unsere Wettbewerbsposition von entscheidender Bedeutung.“
Niederländer haben leicht reden, denn sie verfügen weder über eine eigene Automobil- noch eine eigene Akkuindustrie. „Darum wird die notwendige Mobilitätswende bei uns auch keine nennenswerten Konsequenzen für die Beschäftigung haben. Und so stelle ich mit der gebührenden Bescheidenheit fest, dass derartige disruptive Innovationen nur dann erfolgreich sein können, wenn sie auch wirklich akzeptiert werden – nicht nur von den direkten Nutzern, sondern auch auf europäischer Ebene. Und mit der gleichen Bescheidenheit hoffe ich, dass wir, als eng miteinander verbundene Nachbarn, unsere Herausforderungen gemeinsam angehen und unsere Chancen nutzen können.“
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