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Digitale Lieferketten: Nadine Herrwerth, Erik Kerkdijk, Marc Hendrikse, Theo Henrar, Albie van Buel und Peter van Harten sprechen über die Wettbewerbsvorteile.

Digitale Lieferketten erhalten Wettbewerbsfähigkeit in Europa


Immer mehr Unternehmen verlagern ihre Produktion und den Einkauf von Komponenten zurück nach Europa, um strategisch unabhängiger zu werden. Die Digitalisierung der Lieferketten sorgt dafür, dass die Produktion in Europa international wettbewerbsfähig bleibt. Wie Unternehmen in den Niederlanden in digitalen Lieferketten zusammenarbeiten, präsentieren sie vom 17. bis 21. April auf der Hannover Messe.

Bis vor einigen Jahren blickte die Industrie nur aus der Kostensicht auf Lieferketten. Viele Unternehmen haben ihre Produktion aus Kostengründen nach China oder andere asiatische Länder verlagert oder bezogen Komponenten von dort. „Heute schauen alle Unternehmen über die Kosten hinaus“, sagt Marc Hendrikse, Vorsitzender von Holland High Tech. Vor allem auf die Verfügbarkeit, denn es hat sich gezeigt, wie anfällig globale Lieferketten sind, aber auch auf die Nachhaltigkeit. Albie van Buel, Vorsitzender von RAI Automotive Industry sieht darin für die Zukunft ein Unterscheidungsmerkmal. „Ein Gamechanger, aber auch ein Unterscheidungsmerkmal in Bezug auf das Recht sich daran zu beteiligen“, so van Buel.

Strategische Unabhängigkeit bei Lieferketten

Um strategisch unabhängiger von asiatischen oder amerikanischen Lieferanten zu werden, verlagern Unternehmen ihre Produktion und den Einkauf zurück nach Europa. Durch die Digitalisierung der Lieferketten in Europa werden diese wirtschaftlicher und wettbewerbsfähiger. „Wenn mein Lieferant seine Daten in einer digitalen Lieferkette mit mir teilt, kann ich meine Produktion wesentlich besser planen“, sagt Peter van Harten, Botschafter für das niederländische Smart-Industry-Programm.

Marc Hendrikse (Holland High Tech), Albie van Buel (RAI Automotive), Peter van Harten (Smart Industry)

„Digitale Lieferketten bieten, durch das Teilen von Daten und einen besseren Einblick in Prozesse, ein großes Potenzial, Energie einzusparen und energieeffizienter zu produzieren“, so van Harten. „Derzeit arbeiten wir in Europa an einem Konzept, das als Distributed Manufacturing – standortübergreifende Fertigung – bezeichnet wird. Dabei werden vorhandene Kapazitäten vor Ort genutzt. Das heißt, wenn 10 Teile benötigt werden, werden 10 Teile in der Region bestellt und nicht wie bisher 1000 Stück zum Beispiel in China.“

In digitalen Lieferketten wird der Fluss von Gütern, Informationen und Geld zwischen Lieferanten, Herstellern, Distributoren und Kunden mithilfe digitaler Technologien und Plattformen gesteuert und überwacht. Dabei setzen Unternehmen auf Technologien wie das Internet der Dinge (IoT), die Blockchain, künstliche Intelligenz und digitale Zwillinge, um die Prozesse in der Lieferkette zu optimieren.

Digitaler Zwilling als Abbild der Realität

Ein herausragendes Beispiel für diesen Prozess und den erfolgreichen Einsatzes eines digitalen Zwillings in der Logistik ist der Hafen Rotterdam. Das Hafengebiet wurde mit Sensoren ausgestattet, die für ein Abbild des Hafens in einem digitalen Zwilling sorgen. Darin werden wichtige Daten wie Wasserstand, Wetterinformationen und die Belegung von Liegeplätzen erfasst. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden dann etwa Liegeplätze entsprechend dem aktuellen Wasserstand zugewiesen und Be- und Entladevorgänge optimiert, was zu kürzeren Liegezeiten und Kosteneinsparungen führt.

Das industrielle Internet der Dinge (I-IoT) ermöglicht es Unternehmen, Daten zu sammeln und in Echtzeit einen Überblick zu erhalten. Mit ausreichend vielen Daten lässt sich ein digitaler Zwilling einsetzen, um einzelne Elemente der Lieferkette zu optimieren oder, wie in Rotterdam, die Erweiterung des Hafens zu simulieren. Die Industrie befindet sich durch die fortschrittliche Technologie im Wandel. „Es ist wichtig, dass die Lieferkette digitalisiert wird“, so Theo Henrar, Vorsitzender von FME.

Um Daten so genau wie möglich zu erfassen, werden Sensoren benötigt. Ein Hersteller solcher industrieller Sensoren ist das niederländische Unternehmen TWTG. „Um auf dem heutigen globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, kann die europäische Industrie der Welt zeigen, wie man Innovation und digitale Transformation umsetzt. Wir bei TWTG haben uns verpflichtet, unsere Kunden dabei zu unterstützen, der Zeit voraus und im digitalen Zeitalter erfolgreich zu sein“, sagt Nadine Herrwerth, CEO von TWTG.

Nadine Herrwerth (TWTG), Theo Henrar (FME), Erwin Kerkdijk (technolution)

Herausforderungen digitaler Lieferketten

Der Einsatz dieser Technologie ist natürlich auch mit Herausforderungen und Risiken verbunden. An erster Stelle steht hierbei Cybersicherheit, denn die Systeme sind über ein Netzwerk miteinander verbunden. Wie dieses Thema in den Niederlanden angegangen wird, darüber haben wir erst kürzlich in diesem Artikel berichtet. Ein weiterer entscheidender Faktor in der digitalen Lieferkette ist die Datenqualität. Denn nur mit hochwertigen, korrekten und vollständigen Daten kann eine digitale Lieferkette effizient und kostensparend funktionieren.

Ferner bestehen Herausforderungen bei der Integration, denn die verschiedenen Systeme und Plattformen müssen integriert werden. Technolution ist ein Unternehmen, das neueste, digitale Technologien in bestehende oder neue Maschinenparks integriert. Die Zusammenarbeit und der Austausch von Informationen erfordert Vertrauen in die Systeme des jeweils anderen. „Als Spezialist für Elektronik, programmierbare Logik und Embedded Software verfügen wir über viel Erfahrung und Fachwissen bei der sicheren Zusammenarbeit. Diese setzen wir dazu ein, die digitalen Lieferketten, in denen wir arbeiten, sicherer und besser zu machen“, erläutert Erwin Kerkdijk, Business Developer bei Technolution.

Abschließend stellt sich die Frage nach Fachkräften, die diese Systeme integrieren, programmieren und überwachen. Hier liegt gleichzeitig aber auch eine große Chance für die Zukunft, denn im Umfeld digitaler Lieferketten entstehen eine Reihe neuer Berufsbilder, die verschiedene und zum Teil neue Kompetenzen erfordern.

Diese Herausforderungen lassen sich nicht allein, sondern nur gemeinsam bewältigen. Zwischen Deutschland und den Niederlande besteht eine langjährige und enge Handelspartnerschaft, aber auch bei Innovationen zum Beispiel im Bereich digitaler Lieferketten lohnt sich der Blick über die Grenze in unser Nachbarland. Hier arbeiten Wirtschaft, Wissenschaft und staatlichen Stellen an vielen Stellen zusammen, wodurch viele Innovationen entstehen und die Niederlande auch zu einem Innovationspartner für Deutschland werden können. 

Niederländische Unternehmen auf der Hannover Messe 2023

Besuchen Sie vom 17. bis 21. April 2023 die niederländischen Unternehmen im Holland High Tech Pavillon in Halle 8, um sich über die Chancen der Digitalisierung der Lieferketten auszutauschen. Die Niederlande sind bereits ein zuverlässiger Handelspartner für Deutschland und entwickeln sich nun zu einem guten und zuverlässigen Innovationspartner. „Wenn man sich auf der Hannover Messe umsieht, erhält man einen Blick in die Zukunft. Man schaut sieben bis zehn Jahre voraus“, sagt Theo Henrar. Interessante Start-ups aus den Niederlanden finden Sie in Halle 17. Niederländische Unternehmen und Forschungsinstitute präsentieren die gesamte Wertschöpfungskette. Als Innovations- und Technologieland bieten die Niederlande innovative Technologielösungen für Herausforderungen in den Bereichen intelligente und nachhaltige Mobilität, Energie, Schlüsseltechnologien und Smart Industrie/Industrie 4.0.

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