Testlabor für die deutsche Automobilindustrie: Das Wissens- und Innovationszentrum ElaadNL für elektrisches Laden in den Niederlanden möchte, dass deutsche Automobilhersteller die Niederlande als Testlabor nutzen. Baerte de Brey, Chief of International Operations, erzählt warum beide Länder davon profitieren können.
Baerte de Brey, CIO von ElaadNL ist seit einigen Jahren regelmäßig in Deutschland unterwegs, um Unternehmen und Behörden dazu zu bewegen, die Niederlande als Testlabor zu nutzen. In Süddeutschland ist er bereits bekannt und ist beim Aufbau einer Ladeinfrastruktur Ansprechpartner für die Stadt München. Darüber hinaus leitete er vor Kurzem eine Handelsdelegation aus Regensburg in die Niederlande.
ElaadNL ist das Wissens- und Innovationszentrum der niederländischen Energieunternehmen, die zusammenarbeiten, um die Möglichkeiten für Smart Charging zu untersuchen und zu testen. In Arnheim führt das Zentrum am 15. und 16. November den Global EV Charging Test durch. Hier kommen internationale Experten aus der Branche zusammen, unter anderem auch aus Deutschland.
Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden ist wichtig
De Brey zufolge ist es äußerst wichtig, dass zwischen den Niederlanden und Deutschland Arbeitsgemeinschaften entstehen, um die Technologie zu verbessern, die für einen intelligenteren Umgang mit Energie erforderlich ist, die zum Beispiel zum Laden von Elektroautos verwendet wird. „Um dafür zu sorgen, dass die verschiedenen Unternehmen zusammenarbeiten können, muss eine Übereinstimmung in Bezug auf die gemeinsamen Technikstandards erreicht werden.
Das Hauptinteresse besteht darin, dass Elektrofahrzeuge aufgeladen werden können, wenn die Sonne scheint oder Wind weht“, sagt er. „Der Strommarkt ist schon seit langer Zeit nicht mehr regional oder national, hierbei spielen unsere Nachbarländer ebenfalls eine große Rolle.“ De Brey nennt den starken Sturm, der im vergangenen Jahr über Deutschland hinwegfegte, als Beispiel. „Das führte in Teilen von Europa zu negativen Strompreisen. Wer in dieser Zeit sein Auto auflud, bekam Geld dafür.“
„Wenn man den europäischen Strommarkt im Gleichgewicht halten möchte, kommt man nicht um Deutschland herum“, sagt er. „Außerdem setzen wir uns auch für die Leute ein, die mit einem Elektroauto durch Deutschland fahren wollen.“ „In den Niederlanden kann man sein Auto mit einer einzigen Karte überall aufladen, aber in Deutschland benötigt man zum Beispiel für die Strecke von Berlin nach München fünf verschiedene Karten“, sagt er. „Das ist ein viel zu großer Aufwand. Wir setzen auf Benutzerfreundlichkeit und dafür benötigen wir europäische Standards im Bereich Ladeinfrastruktur.“
Gemeinsam europaweite Standards entwickeln
Diese Standards müssen zunächst für die Ladesäulen selbst entwickelt werden, aber auch die Cyber Security rund um die Ladesäulen muss besser geregelt werden. „in diesem Bereich sind wir in den Niederlanden vielleicht schon etwas weiter, aber wir sind so klein, dass wir nur dann erfolgreich sein können, wenn wir mit europäischen Partnern zusammenarbeiten.“ Seiner Meinung nach, ist Deutschland auch hierbei unverzichtbar. „Insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg gibt es sehr starke Automobilcluster mit denen wir diese Standards hoffentlich entwickeln können.“
Inzwischen findet De Brey in Deutschland bei verschiedenen großen Herstellern und Behörden ein offenes Ohr für sein Anliegen. „Wir bringen Wissen und Erfahrungen über die Ladeinfrastruktur mit, die wir in der Praxis in den Niederlanden entwickelt und gesammelt haben. Zum Beispiel haben wir Ausschreibungen und Protokolle ins Deutsche übersetzen lassen.“ „Und damit können deutsche Städte etwas anfangen“, sagt er. „Eine Ladesäule in Deutschland kostet pro Stück schnell 10.000 Euro. In den Niederlanden sind wir inzwischen soweit, dass es kostenlose Deals gibt, wie zum Beispiel vor zwei Jahren für 2.500 Ladesäulen in Brabant.“
ElaadNL arbeitet inzwischen in Frankreich mit Renault zusammen, die Tests in den Niederlanden durchführen lassen. Dieselbe Verbindung möchten wir mit deutschen Partnern aufbauen. „Wir wollen gleichzeitig von der Ingenieursleistung der deutschen Automobilindustrie profitieren. Wir hoffen, dass wir mit den deutschen Herstellern vereinbaren können, als Testlabor fungieren zu können.“
Testlabor für die deutsche Automobilindustrie mit Smart Charging
Das ist zum Beispiel beim Smart Charging im Utrechter Stadtteil Lombok im Projekt LomboXnet möglich. „Dabei gehen wir davon aus, dass Elektroautos vielleicht noch zur Hälfte aufgeladen sind, wenn sie nach 17 Uhr zu Hause abgestellt werden.“ Die Energie aus den Autos könnte dann in die Haushalte eingespeist werden, die sie in dem Moment benötigen, sodass dafür kein Kohlestrom benötigt wird. „Die Fahrzeuge können dann über Nacht aufgeladen werden, wenn zum Beispiel der Wind weht. Wir sähen es sehr gerne, dass sich auch deutsche Partner hieran beteiligen.“
Das einzigartige Wissen aus diesem Projekt teilt De Brey gerne mit deutschen Konzernen. „Es nutzt nichts, sich hierbei nicht in die Karten schauen zu lassen. Gerade durch das Teilen von Wissen, zum Beispiel mit deutschen Unternehmen, entstehen neue Möglichkeiten und Ideen.“