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Chantal van Spaendonck, Thijs Dorssers, Iris Schoones - Studienreise Pflegeroboter im Gesundheitswesen auf der Automatica München

Pflegeroboter bieten Kooperationsmöglichkeiten zwischen Deutschland und den Niederlanden


Die Coronapandemie hat gezeigt, vor welchen Herausforderungen unsere Gesundheitswesen und die Pflege stehen. Pflegeroboter können dabei helfen, Pflegekräfte zu entlasten. Im Süden der Niederlande wird an verschiedenen Orten an der Robotisierung und Automatisierung der Pflege gearbeitet und in der Praxis eingesetzt.

In kaum einem anderen Bereich wird der Fachkräftemangel so deutlich wie im Gesundheitswesen und in der Pflege. Roboter und digitale Lösungen zur Entlastung des Personal, können dazu beitragen, diese Mangel abzuschwächen. Vom 26. bis 27. Juni fährt eine Gruppe von Personen aus verschiedenen Bereichen des niederländischen Gesundheitswesens und der Pflege nach München, um dort die Technische Universität und die Fachmesse Automatica zu besuchen.

Was der Anlass dieser Studienreise ist und welche Chancen und Möglichkeiten Roboter in Zukunft im Gesundheitswesen und in der Pflege bieten, darüber haben wir mit Chantal van Spaendonck, Thijs Dorssers und Iris Schoones gesprochen. Chantal van Spaendonck ist die Direktorin des Care Innovation Center, einer Netzwerkorganisation, die Innovationen im Gesundheitswesen voranbringt, und Direktorin von Breda Robotics. Thijs Dorssers ist Manager für das Cluster Robotik beim Branchenverband High Tech NL und Iris Schoones ist Referentin für internationale Innovation bei der Provinz Noord-Brabant.

Pflegeroboter zur Unterstützung kranker und alter Menschen

Warum benötigen wir in Europa zukünftig Roboter in der Pflege?

Chantal van Spaendonck: Die größte Herausforderung im Gesundheitswesen ist momentan der Fachkräftemangel. Der steht an erster Stelle. Gleichzeitig haben wir es aber auch – wie wir sie nennen – mit der Rolling-Stones-Generation zu tun. Diese Generation möchte möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen und Dinge zu dem Zeitpunkt tun, wann es ihnen passt. Und das lässt sich in der Pflege natürlich nur schwierig organisieren.

Die Robotisierung und Automatisierung der Assistenz eröffnet viele Möglichkeiten, dies flexibel zu gestalten. Sich wiederholende und einfache Tätigkeiten können in Zukunft Pflegeroboter oder digitale Systeme übernehmen. Aber auch für schwere Arbeiten, die Kraft erfordern, eignet sich die Unterstützung von Robotern.

In der Region Brabant gibt es verschiedene Initiativen und Unternehmen, die rund um das Thema Pflegeroboter aktiv sind, ergänzt Thijs Dorssers. Hier gibt es Hersteller von Operationsrobotern und ein Unternehmen aus Utrecht ist kürzlich mit einem Blutabnahmeroboter an den Markt gegangen. Außerdem gibt es den Assistenzroboter SARA und Control Robots aus dem südlichen Limburg, die eine ähnliche Lösung entwickelt haben. Und dann sind da noch Serviceroboter wie Pepper, die dazu eingesetzt werden können, um Menschen in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen zu empfangen.

Gibt es bestimmte Arten von Pflegerobotern und in welchem Bereich sind die Niederlande besonders gut?

Chantal van Spaendonck: Momentan haben sich zwei Bereiche entwickelt, einerseits chirurgische Roboter und andererseits die sozialen Roboter. Der größte Bedarf liegt bei Robotern, die dem Pflegepersonal physische Handlungen abnehmen können. Innerhalb der Pflege gibt es davon noch nicht so viele und auch soziale Roboter müssen noch individueller einsetzbar werden. Damit sie Personen mit Autismus oder Demenz sie als Kumpel oder Freund wahrnehmen.

Ich stelle auch immer wieder fest, dass es in Bezug auf Hardware ungefähr zehn unterschiedliche Robotertypen gibt, die sich alle sehr ähneln. Wir benötigen neue Hardware, die andere Dinge tun kann. Roboter sollen ein Hilfsmittel und Werkzeug für Gesundheits- und Pflegekräfte sein und sie nicht ersetzen. Gleichzeitig muss das Personal auch entsprechend ausgebildet sein, sowohl für die Arbeit mit den Menschen als auch mit dem Roboter.

Welche Verbindungen bestehen nach Deutschland und wie können sich die Nachbarländer gegenseitig ergänzen?

Thijs Dorssers: Wir waren im vergangenen Jahr auf der Automatica und haben dort interessante Roboterlösungen von der Technischen Universität München und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt gesehen. Das war der Auslöser für uns, diese Studienreise aus Brabant zur TU München und zur Automatica zu organisieren. 

Ein Hausarzt kann einen Patienten mithilfe eines Roboters auf Entfernung untersuchen und abtasten. Mit einem Roboter übt der Arzt Druck auf den Bauch oder ein anderes Körperteil aus, dabei fühlt er denselben Druck an seinem Gerät, als untersuchte er den Patienten in seiner Praxis. Diese Lösung erfordert jedoch eine zuverlässige Internetverbindung, die es in Deutschland gerade in den Gebieten, in denen robotergestützte Telemedizin sinnvoll wäre, nicht immer flächendeckend vorhanden ist. Die Niederlande verfügen über die entsprechende Infrastruktur und dort wäre es möglich, diese Lösungen in der Praxis zu testen.

Studienreise: Pflegeroboter auf der Automatica in München

Wer nimmt an der niederländischen Studienreise zur Automatica nach München teil?

Iris Schoones: Wir haben bewusst darauf geachtet, dass wir Teilnehmer aus allen Bereichen haben. Endbenutzer aus dem Gesundheitswesen und der Pflege, die letztlich mit den Pflegerobotern arbeiten sollen, Vertreterinnen und Vertreter aus Krankenhäusern, Einrichtungen in der häuslichen Pflege und in der Altenpflege, aber auch von Unternehmen und Branchenverbänden sowie Bildungseinrichtungen. Dadurch können die Themen aus allen Perspektiven betrachtet werden, was für einen interessanten Austausch sorgt.

Auf der Reise wollen sich die Teilnehmenden aus Brabant von den Projekten in München inspirieren lassen und Ansatzpunkte für eine engere Zusammenarbeit schaffen. Es bestehen bereits erste Kontakte nach Deutschland und die sollen nun vertieft werden. Bisher haben wir uns nur digital getroffen und jetzt freuen wir uns auf ein persönliches Kennenlernen. Denn der persönliche Kontakt ist wichtig und sorgt dafür, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.

Wie sieht das Programm der Studienreise aus?

Iris Schoones: Am Montag besucht die Gruppe aus den Niederlanden das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München. Hier arbeitet man auf der Station in der Praxis an Lösungen zur medizinischen Krankenpflege. Dort erfahren die Besucher mehr über Projekte zur Automatisierung, zu technischen Innovationen und zur Robotisierung in der Krankenhauspflege. Nach diesem Einblick in die Praxis besteht am Nachmittag die Gelegenheit, sich mit den Mitarbeitenden des LMU-Klinikums ausführlich auszutauschen.

Für den Dienstag ist ein Besuch der Automatica geplant. Hier können sich die Teilnehmenden selbst auf der Fachmesse umschauen. Später trifft sich die Gruppe am Messestand der Technischen Universität München, wo Mitarbeitende der TU München Projekte in Bezug auf Pflegeroboter im Gesundheitswesen präsentieren werden. Auch hier besteht im Anschluss wieder die Möglichkeit zum intensiven Austausch.

Welche Verbindungen bestehen zur Technischen Universität München?

Über Brainport Eindhoven gab es im Bereich Hightech-Fertigung bereits Kontakte zur TU München. In Gesprächen hat sich dann herausgestellt, dass am Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI) zu Robotern in der Pflege geforscht wird. Eine der Leuchtturm-Initiativen des MIRMI ist Geriatronics. Dort werden personalisierbare und lernfähige Assistenzsysteme entwickelt, mit denen ältere Menschen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen können. Genau hier sehen van Spaendonck, Dorssers und Schoones interessante Anknüpfungspunkte für die Teilnehmenden der Studienreise.

An wen können Sie sich wenden?

Wenn Sie gerne mehr über die Robotisierung und Automatisierung im niederländischen Gesundheitswesen und in der Pflege erfahren möchten, wenden Sie sich an:

Chantal van Spaendonck vom Care Innovation Center
Thijs Dorssers von High Tech NL Robotics
Iris Schoones von der Provinz Noord-Brabant

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