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Jochem Wolthuis - GO4EXPORT

Zusammen mit Deutschland können wir die Proteinwende beschleunigen


Durch intelligente Zusammenarbeit können Deutschland und die Niederlande die Proteinwende beschleunigen, Smart Farming integrieren und die Lebensmittelindustrie klimaneutraler machen. Der Agrar- und Lebensmittelbeauftragte Jochem Wolthuis bringt Pioniere aus beiden Nachbarländern zusammen.

Wenn man durch die Gänge der Supermärkte geht, sieht man immer häufiger innovative Lebensmittel aus den Niederlanden. Daran lässt sich erkennen, dass unser Nachbarland inzwischen wesentlich mehr zu bieten hat als die traditionellen Eier, Käse und Frau Antje.

Wenn die Verantwortlichen in den Chefetagen von REWE oder EDEKA mehr über die neuesten niederländischen Innovationen erfahren wollen, sind die Wege zu Jochem Wolthuis, Agrar- und Lebensmittelbeauftragter Deutschland bei Oost NL im Rahmen des Exportstimulationsprogramms GO4EXPORT, kurz. Oost NL ist die größte Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Niederlande mit über 150 Mitarbeitern. Oost NL umfasst die Nachbarprovinzen Overijssel und Gelderland, die direkte Nachbarn der Bundesländer Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind.

Wenn das Thema Lebensmittelinnovationen aufkommt, beginnen Wolthuis‘ Augen zu leuchten. „Ob es nun um Frische-Convenience oder die Proteinwende geht. Es passiert so unglaublich viel, ich bin davon vollkommen begeistert.“ Gemeinsam können Deutschland und die Niederlande eine wichtige Rolle dabei spielen, Lebensmittel gesünder und klimaneutraler zu machen, sagt er. „Wir können die Proteinwende beschleunigen.“

Lebensmittelinnovationen aus den Niederlanden

Der Lebensmittelbeauftragte hat einen ausgezeichneten Draht zu den Chefetagen der deutschen Supermärkte. So ist er ein viel gefragter Redner zum Thema Innovationen und gesunde Ernährung auf Großveranstaltungen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH), um Mitarbeiter und Entscheider zu inspirieren und zu motivieren. Zudem organisiert er auf Anfrage des deutschen LEH Fachreisen in die Niederlande.

Dank seiner Position als Agrar- und Lebensmittelbeauftragter Deutschland ist Wolthuis ein idealer, neutraler Mittler zwischen niederländischen und deutschen Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen und Regierungen. „Meine Aufgabe ist es, niederländische Unternehmer über den deutschen Markt zu informieren und Netzwerke in beiden Ländern miteinander zu verbinden.“

Obwohl Deutschland und die Niederlande bereits gute Nachbarn sind, können wir noch viel voneinander lernen, sagt er. „Nichts ist so kulturell geprägt wie das Essen. Das muss ich den Leuten immer wieder bewusst machen.“ Als Beispiel führt er die Essgewohnheiten am Nachmittag an. „Die Deutschen entscheiden sich eher für etwas Süßes, Kaffee und Kuchen. Die Niederländer bevorzugen meistens einen salzigen Snack. Das müssen Sie als Lebensmittelhersteller natürlich wissen, wenn Sie Ihr Produkt grenzüberschreitend verkaufen wollen. Das wirkt sich auf Ihr Produkt, Ihr Marketing und Ihre Verpackung aus.“ 

Insiderwissen über die deutsche und niederländische Kultur

Dass er sich so gut zwischen den beiden Kulturen bewegen kann, verdankt Wolthuis seinen Eltern. „Mein Vater ist Niederländer, meine Mutter Deutsche. Dadurch weiß man, dass Dinge, die in dem einen Land selbstverständlich sind, in dem anderen nicht funktionieren. Um das zu verstehen, muss man beide Kulturen kennen.“

Ein großer Unterschied ist seiner Meinung nach die Art und Weise, wie beide Länder mit Unsicherheit umgehen. „Die Deutschen wollen mehr Sicherheit. Das bedeutet, dass Sie möglichst viele Zertifizierungen erfüllen und das auf der Verpackung auch deutlich kommunizieren. Man muss Fachkompetenz ausstrahlen, seine Familientradition und die Herkunft des Produktes zeigen.“

Der niederländische Verbraucher verlangt einen anderen Ansatz. „Sie lassen sich viel eher von neuen Produkten anstecken und sind im Vergleich zu den deutschen Nachbarn eher bereit, etwas Neues auszuprobieren. Daran sieht man, dass man als Niederländer in Deutschland nicht einfach so mit etwas Neuem Erfolg hat. Dazu benötigt man einen langen Atem.“

Innovative Produkte im GO2Market in Köln testen

Dass viele Menschen in Deutschland tatsächlich neugierig auf Lebensmittelinnovationen sind, zeigen die Testsupermärkte GO2Market in Köln und Wien, in deren Regalen ausschließlich neue Produkte, auch aus den Niederlanden, zu finden sind.

Betrachten Sie es als ein echtes Marktforschungsinstrument, sagt er. „Als Oost NL und GO4EXPORT unterstützen wir diese Initiative, weil sie eine vielversprechende Möglichkeit ist, unsere Netzwerke zu verbinden. In Kürze wird eine Niederlassung in den Niederlanden folgen.“

FoodTec-Gruppe: Maschinenbauer in der Lebensmittelindustrie bündeln Innovationskraft

Wolthuis bringt auch deutsche und niederländische Netzwerke in der B2B-Welt zusammen. „Mit der FoodTec-Gruppe vereinen wir 10 Unternehmen, die innerhalb der Lebensmittelindustrie ihre eigene Spezialisierung haben. Da die Produktionsprozesse immer komplexer werden, muss man immer häufiger mit anderen Spezialisten zusammenarbeiten, um die Kundenanforderungen zu erfüllen.“

Die FoodTec-Gruppe bringt niederländische Innovationskraft auf den deutschen Markt, sagt er. „Als Spezialisten haben sie die Erfahrung, um komplexe Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Das ist heutzutage kein überflüssiger Luxus.“

Deutsche und niederländische Pioniere im Smart Farming tauschen Wissen aus

Der Wissens- und Erfahrungsaustausch führt ihn Ende September auch ins Landwirtschaftsministerium nach Berlin. „Gemeinsam erörtern wir, wie sich landwirtschaftliche Flächen dank neuer Techniken effizienter nutzen lassen. Smart Farming bietet Antworten auf die großen Herausforderungen im Agrarsektor.“

So besuchen sich die führenden Köpfe im Bereich Smart Farming aus den beiden Nachbarländern mit Unterstützung von Oost NL bereits seit mehreren Jahren gegenseitig. „Die Niederländer waren bereits in Baden-Württemberg und in der Nähe von Osnabrück. In den Niederlanden haben wir eine deutsche Delegation empfangen.“

Die Pioniere im Bereich Lebensmittelinnovationen lernen sich auch untereinander besser kennen. So werden etwa der Proveg Deutschland Incubator in Berlin und StartLife von der Universität Wageningen (WUR) enger zusammenarbeiten. „Beide Parteien haben eine Absichtserklärung unterzeichnet, um die Organisationen näher zusammenzubringen.“  Deutschland und die Niederlande können also gemeinsam innovativ handeln, um die Proteinwende zu beschleunigen, sagt er. „Aus einem solchen Austausch entstehen neue Ideen und wir kommen schneller voran.“

Seit der Erfindung des ersten pflanzlichen Hühnerbrustfilets 2009 sind in den Niederlanden Start-ups mit Produkten aus alternativem Protein wie Pilze aus dem Boden geschossen, berichtet Wolthuis. „Das war unser Heureka-Moment. Die Entwicklung einer Alternative ist schon schwierig genug. Aber um erfolgreich zu sein, braucht man Unternehmergeist und Durchsetzungsvermögen.“

Beides gibt es in den östlichen Niederlanden, sagt er. „Die regionale Entwicklungsgesellschaft Oost NL/GO4EXPORT stimuliert gezielt die Proteinwende mit zahlreichen Unternehmen, die im Umfeld der Universität Wageningen und der Region Food Valley neue Produkte entwickeln.“

Agroinno.eu bringt deutsche und niederländische Landwirte online zusammen

Um den Austausch außerhalb der Besuche digital zu verstärken, gibt es seit diesem Frühjahr die Plattform Agroinno.eu. „Eine grenzüberschreitende Plattform zur Förderung nachhaltiger Landwirtschaft.“ 

Während eines zweitägigen Online-Symposiums ging es unter anderem um die Auswirkungen der nationalen Gesetzgebung auf die Innovation im Agrarsektor. „Der Vorteil von digitalen Meetings ist, dass man seine Vision eigentlich direkt vom Traktor aus präsentieren kann.“ 

Leidenschaft für gesunde Lebensmittel und ein besseres Klima

Die Rolle als Bindeglied zwischen Deutschland und den Niederlanden passt gut zu ihm. „In Deutschland merke ich immer die Neugier nach der Herkunft eines Produktes. Man will wirklich wissen, woher es kommt, wie es hergestellt wird und wer es herstellt. In meiner Funktion kann ich unabhängig und objektiv darüber sprechen.“

Wolthuis selbst hat eine Leidenschaft für Produkte, die einen positiven Beitrag zur öffentlichen Gesundheit und zum Klima leisten. „Deshalb liebe ich, was ich tue. Denn die Proteinwende, gesunde Lebensmittel und Smart Farming bieten so viele neue Möglichkeiten.“ Er sieht daraus noch weitere neue Geschäftsmodelle entstehen. „Die Verwertung von Restströmen wird immer wichtiger werden. Denken Sie zum Beispiel an ein Start-up, das Kekse aus Biertreber herstellt, einem Nebenprodukt, das beim Brauen anfällt.“

Klimabewusste Verbraucher verändern den Supermarkt

Das Bewusstsein der Verbraucher für Nachhaltigkeit verändert die Welt des Lebensmitteleinzelhandels, sagt Wolthuis. „Angenommen, jeder Supermarkt hat als Ausgangspunkt, dass Sie nachhaltige und gesunde Entscheidungen treffen können, dann würde der Supermarkt ganz anders aussehen. Schauen Sie sich den Penny Concept Store in Berlin-Spandau an, wo damit experimentiert wird. In den Regalen ist Platz für krummes Gemüse, aber auch für Produkte mit Insekten.“ 

Dass niederländische Produkte und Dienstleistungen gut angekommen, ist laut Wolthuis nicht so überraschend. „Die Niederlande sind nah, Deutschland kennt unsere Tradition im Bereich Lebensmittelsicherheit und -qualität. Man weiß, dass wir Innovationen bieten, denen man vertrauen kann.“ Das geht über Produkte hinaus. Als Beispiel führt er einen großen Anbieter von vorgeschnittenen Zwiebeln an. „Sie haben jetzt eine Technik entwickelt, mit der geschnittene Zwiebeln 11 Tage ohne Konservierungsstoffe haltbar sind. Dies ist nur dank technischer Erfahrung und solider Produktkenntnisse möglich.“

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