Die Niederlande und Deutschland wollen ihren CO2-Ausstoß bis 2030 mehr als halbieren und bis 2050 vollkommen klimaneutral sein. Zum Erreichen dieser Ziele ist Wasserstoff als Energieträger eine Schlüsseltechnologie. Beide Länder haben in diesem Bereich viel zu bieten und können sich gegenseitig unterstützen und voneinander profitieren. Die meisten Projekte befinden sich noch in der Entwicklungsphase und momentan wird mit Hochdruck daran gearbeitet, innovative Technologien in den folgenden Bereichen zur Marktreife zu bringen.
- Energie zur Erzeugung von grünem Wasserstoff, z. B. in Offshore-Windparks vor der niederländischen oder deutschen Küste
- Herstellung von Wasserstoff in Elektrolyseuren an Land oder oder offshore
- Speicherung des Wasserstoffs und der Transport über sogenannte “Wasserstoffkorridore” dorthin, wo er z. B. in der Industrie benötigt wird
- Umstellung auf alternative Antriebe im Lastverkehr und in der Binnenschifffahrt
- Auf- und Ausbau der dazu notwendigen Infrastruktur in Form von Pipelines.
Die aktuellen Entwicklungen durch den Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden Sanktionen gegen Russland führen uns die Abhängigkeit Europas von fossilen Energieträgern und die dringende Notwendigkeit der Energiewende vor Augen. Die Niederlande und Deutschland haben das Potenzial von Wasserstoff schon länger erkannt und arbeiten an jeweils eigenen Plänen für die Entwicklung der Wasserstofftechnologie, aber auch an gemeinsamen.
Blauer und grüner Wasserstoff
Die Niederlande haben die Nase vorn, denn dort hat man mit der Nutzung von sogenannten blauem Wasserstoff (als Brückentechnologie) begonnen und will im laufenden Betrieb die Technologie für grünen Wasserstoff weiterentwickeln und letztendlich gänzlich umstellen.
Während man in Deutschland vor allem gleich auf grünen Wasserstoff setzt. Bei der Erzeugung von blauem Wasserstoff entsteht CO2, der erst durch die Speicherung des CO2 klimaneutral wird. Für die Herstellung von grünem Wasserstoff werden nachhaltige Energiequellen genutzt und dadurch wird grüner Wasserstoff klimaneutral.

In diesen Bereichen wird H2 genutzt
Auf dem Weg zur Klimaneutralität ist Wasserstoff eine Schlüsseltechnologie, insbesondere bei der Sektorenkopplung, also dem Ansatz die bisher getrennt behandelten Bereiche Elektrizität, Wärmeversorgung, Verkehr und Industrie gemeinsam zu betrachten. Wasserstoff bietet in verschiedenen Bereichen ein großes Potenzial:
- als Rohstoff für die chemische Industrie
- als Kraftstoff für hitzeintensive Industrieprozesse
- als emissionsfreier Kraftstoff im Schwerlastverkehr (Lkw, Busse, Schiffe), aber auch für Pkw
- zur Energieerzeugung
- als Energiespeicher (Power-to-Gas)
- für die Wärmeversorgung
H2-Projekte in den Niederlanden
In den Niederlanden sind in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe interessanter Projekte rund um Wasserstofftechnologie entstanden.
Im Norden der Niederlande arbeitet NortH2, ein Konsortium von Gasunie, Shell Niederlande, Groningen Seaports, Equinor und RWE, an einem Zentrum für grünen Wasserstoff für den Nordwesten Europas. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll dort eine Erzeugungsleistung von 4 GW entstehen, bis 2040 sollen es 10 GW werden.
Die benötigte Energie wird in Offshore-Windparks vor der niederländischen Küste erzeugt, die dann in einer großen Elektrolyseanlage in Eemshaven für die Umwandlung in Wasserstoff genutzt wird. Der Wasserstoff soll dann in Tanks gespeichert und über das bestehende Gasnetz transportiert werden.
Das Projekt befindet sich noch in einer sehr frühen Phase, aber es gibt bereits Überlegungen in einer späteren Phase auch Elektrolyseure als Offshore-Anlagen zu bauen.

Weiter südlich wollen die deutschen Unternehmen ThyssenKrupp und die Hüttenwerke Krupp Mannesmann in Zusammenarbeit mit dem Hafen Rotterdam dafür sorgen, dass Wasserstoff zuverlässig zu den Werken nach Duisburg gelangt. Bisher kommen Kohle, Eisenerz und andere Rohstoffe in einem eigenen Terminal in Rotterdam an und werden mit Binnenschiffen und der Bahn weitertransportiert.
Diese Lieferkette soll nun auch für Wasserstoff eingerichtet werden, sodass ein “Wasserstoffkorridor” entsteht von dem auch andere Unternehmen in der Region profitieren können. (Link zu Artikel auf NN von DNHK).
Im Forschungsprojekt Hy3, einer deutsch-niederländischen Kooperation der DENA, dem Forschungszentrum Jülich und TNO, wird das Potenzial einer grünen Wasserstoffwirtschaft in der Grenzregion untersucht. Dabei geht es um die Ermittlung des konkreten Bedarfs an Wasserstoff in der Industrie und die Entwicklung möglicher Business Cases bei der Nutzung einer grenzüberschreitender Wasserstoffproduktion und der Transportinfrastruktur.
RH2INE ist eine Zusammenarbeit der Provinz Südholland mit dem Wirtschaftsministerium Nordrhein-Westfalen, dem Hafen von Rotterdam, dem Duisburgerhafen und RheinCargo zur Entwicklung eines Wasserstoffkorridors entlang des Rheins. In einer Studie wird hier untersucht, welche Möglichkeiten Wasserstoff für die Binnenschifffahrt auf dem Rhein bietet.
PosHydon ist das weltweit erste Pilotprojekt zur Offshore-Wasserstoffproduktion. Auf einer unbemannten Plattform in der Nordsee 13 km vor Scheveningen wird aus Nordseewasser Wasserstoff gewonnen und in das vorhandene Gasleitungsnetz eingespeist. Die Stromversorgung soll zukünftig aus Offshore-Windparks kommen, um grünen Wasserstoff vor der Küste herstellen zu können.
Im Energiehub Connectr in Arnheim bieten Unternehmen und interessierten Akteuren ein Innovationsprogramm, Innovationslabor und Shared Facilities für Unternehmen, um die Energiewende zu beschleunigen. Unter anderem steht dort ein Wasserstofflabor zur Verfügung, um Technologien und Innovationen rund um die Energiewende weiterzuentwickeln.
Die Energiewende benötigt Fachwissen und entsprechenden Qualifikationen. Das Energy Delta Institute bietet verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten unter anderem zum Thema Wasserstoff an.
Wasserstoff in der Grenzregion zu den Niederlanden
Auch auf deutscher Seite bestehen und entwickeln sich eine Reihe grenzüberschreitender Projekte rund um das Thema Wasserstoff.
Im Rahmen des länderübergreifenden Projekts NortH2West ist die Harmonisierung von Infrastruktur, Technologie und Prozessen geplant, um einen internationalen Transport auf Basis von Wasserstoff zu ermöglichen. Aktuell arbeitet man hier an einer Machbarkeitsstudie, als Grundlage für die weitere Entwicklung.
Das Projekt GET H2 IPCEI dient der Erweiterung der Erzeugungskapazitäten im niedersächsischen Lingen und der Einbindung von Untertagespeichern für Wasserstoff in Gronau. In einer späteren Phase soll eine Leitungsanbindung an den “Hydrogen Backbone” in den Niederlanden erfolgen.
Die Region Emsland spielt als Grenzregion zu den Niederlanden geografisch eine besondere Rolle, da hier die Transportnetze zusammentreffen, die für eine grenzüberschreitende Wasserstoffwirtschaft erforderlich sind. Für die Niederlande ist dies das Tor nach Skandinavien und für Norddeutschland die Anbindung in Richtung Benelux und Frankreich.
Zukunftstechnologie Wasserstoff
Für Deutschland sind die Projekte in den Niederlanden besonders interessant, da die Ukraine, aufgrund der aktuellen Entwicklungen, als Planungsgröße in der Nationalen Wasserstoffstrategie zumindest kurz- bis mittelfristig, schlimmstenfalls sogar ganz wegfallen könnte. Es gilt nun die Zusammenarbeit zwischen den Niederlanden und Deutschland zu intensivieren und sich gegenseitig zu stärken, um die Entwicklung von Wasserstofftechnologie für die Energiewende zu beschleunigen und den Anwendungsmaßstab zu vergrößern.
Große Unternehmen wie ThyssenKrupp, die Hüttenwerke Krupp Mannesmann und RWE sind bereits an Projekten in den Niederlanden beteiligt, ebenso wie niederländische Unternehmen an dem Projekt in Ostfriesland beteiligt sind. Die Zusammenarbeit mit niederländischen Unternehmen im Bereich Wasserstoff bietet interessante Chancen für deutsche Unternehmen, denn diese Technologie wird in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen.
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