Niederlande NachrichtenThemen Smart Industry NiederlandeThemen 12-Prozent-ChallengeWegfall von Arbeitsplätzen ist die Rettung für die Industrie
Arbeitsplätze fallen weg - Peter van Harten

Wegfall von Arbeitsplätzen ist die Rettung für die Industrie


Die Digitalisierung der Industrie kostet Arbeitsplätze, bietet aber auch neue Chancen. Peter van Harten sieht in dieser Entwicklung eine Möglichkeit, der sinkenden Produktivität und dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. Wir haben mit ihm über die Herausforderungen gesprochen, wie die nötigen Kompetenzen vermittelt und die Angst der Arbeitnehmer in positive Energie umgewandelt werden können.

In den nächsten 15 Jahren erreichen laut Statistischem Bundesamt 12,9 Millionen Erwerbstätige das Rentenalter. Das entspricht etwa 30 % aller Arbeitskräfte. Gleichzeitig könnten in der Fertigungsindustrie über 80 % der Tätigkeiten unter anderem durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz in Zukunft übernommen werden. Die Digitalisierung stellt die Industrie vor große Herausforderungen. Die einen sehen diese Disruption als Bedrohung, andere vor allem als Chance. Sascha Lobo schätzt die Entwicklung in seiner Kolumne im Spiegel so ein, „dass die Veränderungen durch künstliche Intelligenz so wirkmächtig werden, wie einst die Industrialisierung.“

Bei den deutsch-niederländischen Regierungskonsultationen haben sich der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte auf eine noch engere Zusammenarbeit in den Bereichen Verteidigung und Energie geeinigt. Für die Industrie wäre das auch ein logischer Schritt, denn hier werden zukünftig voraussichtlich viele Jobs wegfallen, aber gleichzeitig entstehen Chancen. Wichtig ist es, die benötigten Kompetenzen zu vermitteln und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Was diese Umbrüche für die Industrie bedeuten, darüber haben wir mit Peter van Harten – Smart Industry Botschafter und Autor des Buchs „Dein Unternehmen braucht einen Datenstecker“ – gesprochen.

Digitalisierung verändert die Arbeitswelt

Herr van Harten, Ihrer Ansicht nach ist es gut, dass viele Arbeitsplätze in der Produktion überflüssig werden. Sie sehen es als einzige Möglichkeit, der sinkenden Produktivität und der Überalterung etwas entgegenzusetzen. Wie bedrohlich ist das Problem für die Produktivität? Was geschieht, wenn wir nicht schnell genug handeln?

Peter van Harten: Das schließt gut an den letzten Artikel an. Unsere Kostenstrukturen sind zu statisch und zu hoch. Immer häufiger höre ich von Kunden: „Wir werden zu teuer“ oder „Das müssen wir anders machen“. Dann bleibt nur eine Möglichkeit. Wir müssen mit weniger Arbeitskräften mehr schaffen und dadurch intelligenter, digitaler und trotzdem kundenorientiert arbeiten. In den Niederlanden haben wir da eine Vorreiterrolle. In der Lieferkette arbeiten wir intelligent zusammen und dadurch senken wir die Kosten, Investitionen werden günstiger und wir erreichen eine schnellere Durchlaufzeit. 

Nun geht es in dieser Debatte auch sehr stark um ein ungutes Gefühl im Bauch. Viele Menschen haben Angst um ihren Job. Wie lässt sich diese lähmende Angst in positive Energie verwandeln? Wie können wir, gemeinsam mit den Arbeitnehmern, diesen Produktivitätssprung machen?

Peter van Harten: Ich betrachte das etwas anders. Natürlich werden einzelne Jobs wegfallen. Aber was passiert, wenn wir diesen Schritt nicht machen? Dann laufen wir Gefahr, dass auf längere Sicht noch viel mehr Menschen ihren Job verlieren. Ich habe schon oft gesehen, dass deutsche Unternehmen in die Hände chinesischer Investoren gelangen. Die Technologie wird aufgekauft, die klugen Köpfe werden abgeworben und Deutschland hat keinerlei Nutzen und Vorteil davon – denn die fließen vollständig nach China.

Disruption erfordert Flexibilität der Menschen

Welche konkrete Perspektive haben denn Menschen, die sich hiervon bedroht fühlen? Welche Arbeit macht ein niedrig qualifizierter Arbeiter in Zukunft?

Peter van Harten: Wir haben keine Wahl, wir alle müssen mit dieser Entwicklung mitgehen – auch ich. Das ist die große Aufgabe im Bereich Fähigkeiten und Kompetenzen in Verbindung mit sozialer Innovation. Daher müssen wir weiterhin erklären, warum es wichtig ist, sein Team mitzunehmen und beim zielgerichteten, smarten Lernen zu unterstützen. Das ist auch die Idee hinter der Smart Makers Academy. Dies ist eine neue Initiative des niederländischen Smart-Industry-Programms, in dem die Konzepte von Lernen und Kompetenzentwicklung vollkommen neu gedacht werden. Die Inhalte richten sich nach dem konkreten Bedarf, anstelle traditioneller Ausbildungswege.

Welche positiven Erfahrungen haben Sie gemacht? Welche Beispiele können Sie nennen? Vielleicht aus der 12-%-Challenge oder Ihrem Buch?

Peter van Harten: Alle angesprochenen Aspekte werden im Buch behandelt. Aber leider sehe ich in Deutschland noch zu wenig gute Beispiele, obwohl ein riesiges Potenzial vorhanden ist. Das liegt vermutlich an der Angst, die so stark lähmt. Facturee ist allerdings ein großartiges Beispiel dafür, wie man als Plattformunternehmen viele andere Unternehmen dabei unterstützen kann, smarter zu arbeiten.

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